Auf den / meinem Heiland gegebenen / Rohrstab

[150] Ich bin das brochne Rohr: O Herr / erhalte mich.

Zerbrich mich nur nicht gar / erbarme dich der Schwachen.

Ein leichter anstoß-Wind kan mich bald wanken machen.

In mir ist keine Krafft: Ach binde mich an dich!

es lasse / was dein Geist einbläst / vernemen sich!

es schallen aus dem Mund / die eingegebnen Sachen!

ach halt' es an dein Herz / da dir die Knecht' einstachen:

so wird dein Blut / seim Mark / recht Herzergetzbarlich.

Laß mich die Röhren seyn / nach deinem hohen Willen /

durch die dein' Ehr und Lob das Land pflegt anzufüllen /

und wider Preiß und Dank durch sie gen Himmel steigt:

der Segen werd' herab / der Ruhm hinauf / geneigt.

Nur würdig mich / mein Gott / dein Gnad in mich zu giessen.

Ob ich schon solche Ehr muß Leben-lassend büssen.

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 150-151.
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