Auf meinen Aller süssest-und Lieblichsten Herrn / Jesum / zur Neuen Jahrs-Zeit

[118] Jesu / der des Anfangs Anfang / doch selbst unursprünglich ist!

meiner Seelen Seel und Quell / aller Völker Trost und Segen!

wollst das Höchste Gut / dein Blut / dieses Jahr zum Grund mir legen

meines denkens / Ziel und Willens / Thun und Lassens / jeder frist:

daß / was an mir lebet / lebe dir zu Lob / Herr Jesu Christ.

Laß an mir kein' Ader nicht / als nur dir zu Dienst / sich regen.

Jeder Odem-schöpffer bring' unserm Schöpfer Lob dagegen.

Ich laß nicht von dir / O Jesu / bis daß du mir alles bist.

Zwar mein Abgrunds Häßlichkeit / solt dich ganz von mir abwenden:

doch beherrlicht deine Liebe sich in unabwendlichkeit /

liest eh von des Vatters Schoß / als von meiner Lieb / dich wenden.

Der be Göttlicht Strahlen-Himmel war dir nicht so lieb / O Freud!

als der Elend-Stall / den Fall / unser Erb-Vnglück / zu enden.

Weil du Ewig unser dachtest / ach so hilff auch in der Zeit!

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 118-119.
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