Demütige Dienstaufopferung / zu Gottes Ehren

[115] HERR Jesu! meine Seel / die vor schon ganz dein eigen

samt aller Kräfften Krafft / schenk' ich aufs neue dir.

ich halte nicht vor mein / was dir nicht dient an mir.

wollst deine Gnaden Ström' in meine Glieder neigen /

der Allmacht Wunder-Pracht / in meiner Schwachheit zeigen.

Ach allerfüller! füll die Wunder-Ehr-Begier!

dein' Herrschungs Kron alsdann erlangt mehr Strahlen Zier /

wann durch der Stummen Mund du machst die Redner schweigen.

Laß deinen weißen Geist mein Lippen-Lauten schlagen /

daß solcher wollaut auch die Leuenherzen zwing.

laß' aus der Irthums Höl die Glaubens Todten jagen /

daß das dreyköpfig Thier um seine Beut ich bring.

Es ist mein ganzes Thun / zu deiner Ehr gericht /

und ist mir äusserst Ernst / nicht ein erdichts Gedicht.

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 115-116.
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