Freuden-volle Anrede / an das Wunder-erweckte Mägdlein

[122] Steh / schönes Mägdlein / auf / weil dirs dein Schöpfer schaffet!

steh' auf / fall' ihm zu Fuß / und küsse diese Hand /

die aus dem Tod dich riess und löste dessen Band /

der dich / O zarte Blum / unzeitig hingeraffet.

des Würgers Wüterey / der Lebens-Löw abstraffet.

Das Leben gab' er ihr: den Eltern / dieses Pfand /

daß durch sie kommen war in unser Erden Land.

Verwunderend / man sich in diese That vergaffet /

du Leben-geber! dir sey Lob! der Vatter sagt /

daß du mein Kind / und mich in selbem selbst / belebet.

Auf deine Gnad' es sey nun frisch in Tod gewagt:

weil deine Krafft und Safft sein faulen überstrebet.

Mein Herzgeliebtes Kind / und ich / auch alle wir /

mit tausend Lust / mein Gott / nun leb-und sterben dir.

Quelle:
Catharina Regina von Greiffenberg: Geistliche Sonnette, Nürnberg 1662, S. 122-123.
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