[43] 58. Das Eselein.

Nach einem lateinischen Gedicht in elegischem Sylbenmaß aus der zweiten Hälfte des 15ten Jahrhunderts in einer Straßburg. Handschrift (MSS. Johann. c. 105. 5 Blätter) unter dem Titel Asinarius. Die Erzählung ist wie in dem Raparius (60.) breit, doch nicht ungefällig. Anfang:


Rex fuit ignotae quondam regionis et urbis,

sed regis nomen pagina nulla docet,

Is sibi confortem regni talamique sodalem

sortitus fuerat nobilitate parem.


Schluß:

post haec preterea patris sortitur honorem

sicque regit regum rex duo regna duum.


Ueber den Inhalt vergl. die Anmerkung zu Hans mein Igel, No. 22. Eigentlich müßte nach der Belauschung des geheimnißreichen Zaubers Unglück erfolgen,[43] wenigstens Störung des irdischen Glücks, (wie es erfolgt, nachdem Psyche den Amor beleuchtet hat, bei der Melusine, dem Schwanenritter u.a.); bei dem Hans mein Igel ist die Spur in dem Umstand, daß er schwarz wird und erst muß geheilt werden, hier darin, daß der Jüngling ängstlich entfliehen will, im Lateinischen:


ergo gener mane surgit somno satiatus,

pelle volens asini sicut et ante tegi;

quam non inveniens, multo stimulante dolore,

de sola copit anxius esse fuga:


Und indem er dem Alten antwortet:


– – ita faciam tecumque manebo

et precor ut finem deut bona cepta bonum.


Ein indisches Märchen, das diesem ganz nah kommt, ist in den Altd. Wäldern I. 165 – 67. mitgetheilt; auch scheint sich es auf ein gänges Sprichwort: »welcher Esel nicht kann Pauken (oder Lauten) schlagen, muß die Säck zur Mühle tragen,« zu beziehen.

Quelle:
Jacob und Wilhelm Grimm: Kinder- und Hausmärchen. 2 Bände, Band 2, Berlin 1812/15, S. XLIII43-XLIV44.
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