208. Die Teufelshufeisen

[219] Zu Schwarzenstein, eine halbe Meile von Rastenburg in Preußen, hangen zwei große Hufeisen in der Kirche, davon eine gemeine Sage ist: Es war daselbst eine Krügerin (Bierwirtin), die den Leuten sehr übel das Bier zumaß, die soll der Teufel des Nachts vor die Schmiede geritten haben. Ungestüm weckte er den Schmied auf und rief: »Meister, beschlagt mir mein Pferd!« Der Schmied war nun gerade der Bierschenkin Gevatter, daher, als er sich über sie hermachte, raunte sie ihm heimlich zu: »Gevattermann, seid doch nicht so rasch!« Der Schmied, der sie für ein Pferd angesehen, erschrak heftig, als er diese Stimme hörte, die ihm bekannt deuchte, und geriet aus[219] Furcht in Zittern. Dadurch verschob sich der Beschlag, und der Hahn krähte. Der Teufel mußte zwar das Reißaus nehmen, allein die Krügerin ist lange nachher krank geblieben. Sollte der Teufel alle Bierschenken, die da knapp messen, beschlagen lassen, würde das Eisen gar teuer werden.

Quelle:
Jacob und Wilhelm Grimm: Deutsche Sagen. Zwei Bände in einem Band. München [1965], S. 219-220.
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