44. An Furium

[192] Dein Vater ward dreymal umb Dibstück angeklagt/

Die Mutter hat es Knecht und Herren nie versagt/

Biß sie der Hencker hat mit Rutten außgestrichen/

Da ist sie auf dem Schnee in Angst und Frost verblichen.

Ich habe dich sehr oft sehn betteln umbher gehn/

Und umb ein Stücke Brod für meiner Thüren stehn.

Biß dich das freche Weib die Chloris angenommen/

Die mit geringer Müh ist zu vil Reichthumb kommen.

Als sie der schnelle Tod ( man weiß nicht wie) versehrt;

Hat man dich umb ihr Geld/ daß sie dir liß/ geehrt.

Mit dem hast du zu letzt Bonosus Fraw bestochen/

Die mit dir in dem Feld hat Eh und Eyd gebrochen.

In kurtzem starb ihr Mann: Sie ward dein eigen Weib/

Da nahm dein Ansehn zu/ da wickelst du den Leib

In güldne Tücher ein/ itzt bist du hoch gestigen/

Und denckest durch die Lufft mit deiner Pracht zu fligen/

Du drückst/ du schmehst/ du fluchst/ du klagst unredlich an

Die/ die dir vor vil Guts und nie kein Leid gethan

Du meinest über uns zu steigen und zu schweben:

Wer so steigt muß zu letzt der Leiter sich begeben.

Quelle:
Andreas Gryphius: Gesamtausgabe der deutschsprachigen Werke. Band 1, Tübingen 1963, S. 192.
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