32.
Uber seiner Tochter Annæ Rosinæ Geburt

[110] Auf mein Röschgin! das der Höchste in dem Dornen-Pusch der Zeiten/

Die uns ritzen/ die uns stechen; Daß die Hertzens-Ader springt:

Indem selbst die Rose Sarons mit dem schärffsten Tode ringt/

Er die Rose Sarons selber/ wolt in diese Zeit einleiten.

Auf mein Röschgin! Das beflecket Mutter Evens Heßligkeiten/

Das verdorret von dem Fluchen welches Dorn und Disteln bringt:

Dich erquicke diese Quelle/ die aus Christi Seit entspringt;

So wird dich kein Sonnen-stechen auch kein Nachtes Frost bestreiten.

Sind Rosen von der Göttin Blute roth:

Wer glaubet diß? dir blutet selber Gott/

Und läst Ihm dir zu gut Händ/ Fuß und Hertz auffreissen.

Wenn dich dieser Purpur schmücket;

Ist dirs hier und dort geglücket

Und kanst bey Mensch und Gott ein schönes Röschgin heissen.

Quelle:
Andreas Gryphius: Gesamtausgabe der deutschsprachigen Werke. Band 1, Tübingen 1963, S. 110.
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