38.
Auff den Sontag deß von der geheimen Ewigkeit lehrenden Gottes/ oder I. Sontag nach der H. Dreyeinigkeit. Luc.16

[207] O Nichts! O wahn! O Traum! worauff wir Menschen bauen

Was hilfft der Taffel Lust vnd stoltzer Kleider Tracht?[207]

Wenn die verdam'te Seel in schwartzen Flammen kracht

Vnd nimmermehr nicht mag die minste Rettung schauen?

Wie kan vns doch so hoch für Noth vnd Sterben grauen

Wenn der so hier in Angst ohn allen Trost verschmacht

Auff GottesEhren-Thron wird ewig groß gemacht?

Mag Jemand in der Zeit auff lange Jahre trauen/

Wenn vns der blasse Tod im Augenblick abnimt?

Vns ist das werthe Schloß der Ewigkeit besti it.

Wem mag das trübe Thal der Erden denn belieben?

Gott ists der vnser Freund vnd höchste Lust wil seyn!

Warumb denn achten wir/ die in der Höllen Pein

Mit ihrer gegenwart die Freunde mehr betrüben?

Quelle:
Andreas Gryphius: Gesamtausgabe der deutschsprachigen Werke. Band 1, Tübingen 1963, S. 207-208.
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