Erster Auftritt.


[123] Miß Ellen wartet. Haushofmeister tritt aus der Seitentür.


HAUSHOFMEISTER. Die Lady wird sogleich erscheinen! Als wollt' er eine Unterhaltung anspinnen. Seit dem Tode des Viscount Marishal, des Schwagers der Lady, haben wir viel zu tun! Da sind hundert Rechnungen, die nicht bezahlt, ebensoviel, die bezahlt, nicht eingetragen sind. Die Lady sitzt den Tag über unter Papieren und hat alle Stunden mit einem Notar oder Advokaten oder sonst einem Geschäftsmann zu verhandeln. Haben Sie vielleicht auch –

MISS ELLEN. Doch nicht.

HAUSHOFMEISTER. Das wird der Lady lieb sein, einmal von etwas anderm als von ihrem Schwager und Leiser. von ihrem Sohn zu hören.

MISS ELLEN. Mylady hat doch wohl nicht Ursache, über den Tod des erstern besonders unglücklich zu sein.

HAUSHOFMEISTER. Das wahrhaftig nicht! Sie macht kein Hehl daraus. Ein Blutsauger, ein Nimmersatt war's; und was sie hergab, ging wie in ein Sieb.

MISS ELLEN beiseite. So hat sie durch seinen Tod mehr gewonnen als verloren und wird gegen Richards unglückliches Los nicht unempfindlich bleiben –

HAUSHOFMEISTER. Ihr Sohn ist, da er zuerst den Degen zog, wegen Totschlags verurteilt – hoffentlich nur zur Deportation.

MISS ELLEN. Viscount Marishal war mit den schimpflichsten[123] Worten der Angreifende – Die Lords haben falsches Zeugnis gegeben – darüber ist nur eine Stimme – Mut! Mut! Die Mutter muß ihn retten!

HAUSHOFMEISTER. Sie kommt – Ab.


Quelle:
Gutzkows Werke. Auswahl in zwölf Teilen. Band 1, Berlin, Leipzig, Wien, Stuttgart [1912], S. 123-124.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Richard Savage, Sohn einer Mutter
Dramatische Werke: Richard Savage; Oder, Der Sohn Einer Mutter Ottfried. Wullenweber. Der Dreizehnte November. Fremdes Glück (German Edition)