Berg-Leute.

[49] Berg-Leute betriegen 1) Wenn sie die besten Anbrüche und Ausbeute / so GOtt auf einer reichen[49] Zeche bescheret / verbergen / bey nächtlicher und anderer gelegener Zeit heimlich gewinnen / verpartiren und vor sich behalten / folglich den Gewercken entwenden. 2) Wenn sie die guten und reichesten Anbrüche stehen lassen / solche mit Leimen oder Erde überstreichen, und neben weg fahren / damit / wenn nun die Gewercke müde worden, und die Zeche gar liegen lassen / sie alsdann die Zeche wieder aufnehmen, und weil es nach dem heisset / die Zeche sey ins Freye kommen / dieselbe muthen können. 3) Wenn sie mit Fleiß, um das Silber aus einer Zeche und Fund-Grube zu gewinnen, Stollen anlegen / und das Wasser abführen, da hergegen aber, wenn durch dergleichen Abführung des innerlichen Wassers das Silber gleichsam erstirbt, ohne zu seiner Reiffe zu gelangen, mithin nur Kobolde trägt / wol zehen andere Zechen verderben. 4) Wenn sie auch von dem schon geschmoltzenen Silber oder Gold etwas entziehen. 5) Wenn sie beym Schmeltzen den rechten Halt aus dem Ertzte nicht bringen / sondern solchen mit Fleiß so lang in den Schlacken stecken lassen / biß sie Zeit und Gelegenheit haben / denselben vor sich heraus zu bringen. 6) Wenn sie in den Bergwercken mit Fleiß gantz schläferig arbeiten / in denen Gruben die Sichten mit Schlaffen oder Tobackrauchen vorbey streichen lassen /damit sie nur lange Zeit zubringen, und von den Gewercken desto mehr Geld schneiden mögen. 7) Wenn sie in den Rechnungen allzuviel den Gewercken durch Angab falscher Besoldungen / als Marscheider, Berg-Sänger, Ruthen-Gänger u.d.g. anschreiben. 8) Wenn sie, wie Gerber in seiner Fortsetzung der unerkannten Hünden p. 473. schreibet, die Vorräthe etlicher[50] Quartal zusammen halten, hernach ein paar Schmeltzen machen / und etwas Uberschuß geben, damit sie den Gewercken ein Hertz machen / dabey aber sogleich begehren / daß / weil sie ihren grossen Fleiß bey der Zeche thäten / und durch göttlichen Seegen es nun anfienge Uberschuß zu geben / die Herren Gewercken denen Geschicht-Meistern / die ferner bey der Zeche ihr möglichstes thun wolten / zu ihren Lohn etwas legen mögen / so bald aber ihr Wochen-Lohn erhöhet / und die Zeche kaum noch ein Quartal Uberschuß giebet / findet sich, daß alles auf der Schicht-Meister und Arbeiter Lohn aufgehet / und für die Gewercken wenig oder nichts übrig bleibet. 9) Wann sie / als umlauffende gewissenlose Kux-Cräntzler mit Vorzeigung reichhaltiger Ertz-Stufen, so sie entweder anderer Orten entwendet / oder doch von solchen Orten hergenommen, welche wegen ihren abschneidens /vertruckenet / kostbaren Schacht-Gezimmers und anderer allzugrossen Unkosten nicht bauwürdig, ein gewaltiges aufschneiden, ehrliche und solcher Bergwercks-Sachen und deren Räncke unerfahrne Leute /damit anführen und um das Geld bringen. 10) Wann sie zu Aufmunterung einer zum Fort-Bau ermüdeten Gewerckschafft in ein oder anderer Gruben einen frischen Queer-Schlag machen / in dessen Gestein geseilt oder klein gekörntes Gold oder Silber einschiessen, denen Gewercken vor den rechten nun frisch gefunden ausbeutigen Gang angeben, selbst befahren lassen / so gleich das Ertz gewinnen und zu gut machen / und dadurch solche zu fernern Uffwand encouragiren. 11) Wenn solche nach denen Gedingen zu Fudern oder Centnern uff denen[51] Gruben die guten Ertzte von Berg- und andern unartigen Stein und in denen Wasch-Wercken die Schliche nicht von Schmanck und Unrath so viel als möglich rein aushalten / sondern nur suchen durch viele Lieferung ihre Geding-Löhnung zu erhöhen, damit aber die Gutmachung hindern und lauter Schaden verursachen.


Mittel: Gute Berg-Ordnung / darinnen vorstehende Betriegereyen am füglichsten præcaviret werden können.

Quelle:
Hoenn, Georg Paul: Betrugs-Lexikon, worinnen die meisten Betrügereyen in allen Staenden nebst denen darwieder guten Theils dienenden Mitteln entdecket von ,-, Dritte Edition, Coburg 1724 [Nachdruck Leipzig 1981], S. 49-52.
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