Sattlere.

[324] Sattlere betriegen 1) Wenn sie alte Sättel wiederum neu überziehen / und solche hernach vor gantz neue verkauffen. 2) Wenn sie zuviel Tuch oder Leder zu Beschlagung derer Stühle und Kutschen fordern / und davon zwar das zum Beschlag angegebene zurecht machen / das übrige aber diebischer weise vor sich behalten. 3) Wenn sie zu dergleichen Sessel- oder Kutschen-Beschlagung zuviel Nägel fordern / und einen Theil davon entwenden / hingegen ein hauffen alte / als ob solche abgesprungen wäre hervor weisen / da doch dieses letztere in der That nicht ist / und wer weiß / wie lange sie solche abgesprungene Nägel zur Beförderung ihres Betrugs schon von ihrer eigenen Arbeit gesammlet haben. 4) Wenn sie das zum Beschlag empfangene neue Tuch vor sich behalten / und an dessen statt altes und nur[324] frisch-gepreßtes darzu geben. 5) Wenn sie die Leute mit denen beschlagenen ledernen Stühlen zu sehr übersetzen / und wol das Leder zwey / drey und mehrmahl höher anrechnen /als sie es gekostet hat. 6) Wenn sie denen Riemern in ihr Handwerck greiffen, und heimlich Pferd-Geschirre machen oder ausbessern / welches ihnen doch öffentlich zu thun nicht erlaubt ist. 7) Wenn sie an statt /daß sie dem Gedinge nach gesottene Pferd-Haare zu den Sesseln oder Kutschen-Sitzen / solche damit auszustopffen / nehmen sollen / Rehe- und andere schlechte Haare oder Flock-Wolle darzu anwenden. 8) Wenn sie diejenigen Arbeiten / welche sie zu Beziehung derer Carossen / Beschlagung derer Sessel und dergleichen anwenden / nicht nach dem Tag-Lohn machen / sondern sich überhaupt bezahlen lassen wollen / damit man ihre Mühe so eigentlich nicht taxiren /und sie etwas darüber schlagen können.


Mittel: Es kan zwar ein billiger Tax, wie hoch sie diese oder jene Arbeit verfertigen sollen / diesem Handwerck vorgeschrieben / auch in der Innung denen obangezeigten diebischen Entwend- und Bezwackungen ein Pflock gestecket werden / jedoch erfordert der Umgang und Geding mit solchen Meistern auch behörigen Verstand auf dergleichen Arbeit.

Quelle:
Hoenn, Georg Paul: Betrugs-Lexikon, worinnen die meisten Betrügereyen in allen Staenden nebst denen darwieder guten Theils dienenden Mitteln entdecket von ,-, Dritte Edition, Coburg 1724 [Nachdruck Leipzig 1981], S. 324-325.
Lizenz:
Kategorien: