Tuchmacher.

[426] Tuchmacher betriegen 1) Wenn sie wieder ihre Innungen heimlich bey Leinewebern arbeiten. 2) Wann sie an denen Orten / wo keine so genannte einmännische Tuchmachere oder Loderer gedultet werden / Tücher auf einen einmännischen Stuhl verborgener weise verfertigen, oder anderer Orten bey solchen Leuten in Arbeit tretten. 3) Wenn sie verbottener und verstohlener weise mit ihren Tüchern hausiren gehen. 4) Wenn sie heimlich andern Leuten ausser dem Handwerck wieder die Innungen um Lohn Tücher verfertigen. 5) Wenn sie ihren schlechten Tüchern falsche Zeichen anhängen, und dadurch vor fremde und gute Tücher an den Mann zu bringen / suchen. 6) Wenn sie die Würffte zu schmal machen, doch aber, damit das Tuch die rechte Breite, wie es seyn soll, bekommen möge / auf den Ramen allzu sehr ausdehnen, da hernach das Tuch, wann man es träget / sehr einlauffet, und das davon geschnittene Kleid nicht viel nutzet. 7) Wann sie die Tücher zu Ersparung derer Kosten schlecht färben lassen, und doch vor gut gefärbet ausgeben / da aber bald das Gegentheil[426] sich zeiget / und der Käuffer im Tragen das Abschiessen der Farbe erst gewahr wird. 8) Wenn man bey ihnen Tücher von guter Wolle, wohl gesponnen und dichte gewürcket /bestellet, sie aber die Tücher nur von schlechter Wollen liederlich dahin machen / weilen sie wohl wissen, daß man solche bestellte Waare haben muß. 9) Wenn sie bey Verkauffung schlechter Tücher / die Leute / so keinen Verstand von der Wolle oder Tüchern haben /übersetzen / und vorgeben, man könne die Tücher nicht gleicher geben / weilen die Wolle theuer, oder fremde Wollen darzu genommen worden. 10) Wenn sie / als Zeichen-Meistere und Tuch-Beschauere, um Geschenck oder Freundschafft willen / ihre Zeichen oder Siegel und Numern an untüchtige Tücher hängen, und damit die Käuffere hinter das Licht führen. 11) Wenn sie an Umschlägen das Tuch feiner und stärcker machen / als in der Mitte und hinten, damit die Leute / welche nur das äussere Theil des Tuches ansehen / oder sich Müsterigen geben lassen / glauben sollen, das Tuch sey durchaus von einerley Güte. 12) Wenn sie den Boy pressen, und verkauffen ihn vor Tuch. 13) Wenn sie zum Kern-Boy lauter Weffel an statt der gekämmten Wickelein nehmen, und ihn doch vor guten verkaufen. 14) Wenn sie ihn so dünne machen / und lassen ihn auf der Reib-Mühl so aufreiben / daß man es vor denen Knöpflein nicht siehet, wie so dünne und so schlechte Wollen darbey ist. 15) Wenn er in der Walck ist zusammen gegangen / und sie ihn auf ihrer Rahm wieder dehnen und ausspannen /damit er nur die Breite bekommt, wie er vorher gewesen. 16) Wenn[427] sie schlechtes Futter-Tuch ranniren und aufreiben / und solches für fremden Radin verkauffen. 17) Wenn sie denen Wollen-Spinnerinnen garstige unreine Wolle geben und zuwiegen, hernach wenn solche gesponnen, und der Unflat herausgefallen / ihr Gewicht wieder haben wollen, oder den Abgang an den Spinnerlohn abziehen. 18) Wenn sie schwer Gewicht führen / und denen Spinnerinnen also vor ein Pfund einige Lothe mehr zuwiegen, mithin die arme Leute ohnvermercket um ihren Lohn verkürtzen. 19) Wenn sie von der Wolle, welche man ihnen zu kämmen giebet / etwas abzwacken, und in die Hosen oder Schubsack stecken, hernach vorgeben / es wäre so viel daran abgangen. 20) Wenn sie die ihnen zum kämmen anvertraute Wolle gegen schlechte austauschen. 21) Wenn sie Tücher von Flock-Wolle und dergleichen machen / und vor rechte Tücher ausgeben. 22) Wenn sie andere liederliche Wolle, als von Hundshäriger oder verstorbenen Schaafen verarbeiten, und denen Spinnerinnen verbiethen / solche ja nicht hart zu drehen, mit diesen Vorwand / daß sie zusammen lauffen / und sie solche alsdann nicht wohl spulen und zum Zettul bringen könnten / darauf sie zwar durch die Walck dem Tuch ein Ansehen machen / so balden aber solches etwas getragen wird, und seine Presse und aufgeriebene Wolle verliehret / wird es, wann es zumahlen in die Feuchte kommt / so einlaufend und unförmlich, daß das Kleid davon kurtz, eng und zipffelicht aussiehet / auch wohl gar wie Mist von einander gehet. 23) Wenn sie ihre Gesellen mit auf die Märckte nehmen,[428] welche sich als Schneider anstellen müssen / damit die Käuffer herbey gelocket, und durch deren Zureden die Tücher in höhern Preiß ausgebracht werden.


Mittel: Die meisten von vorherstehenden Functen könten und solten billig in der Tuchmachere Innungs-Articuln eingerucket und mit gewissen Strafen versehen werden. Die Pflichtmäßige Tuchschau geschworner Zeichenmeistere hilfft auch verhüten / daß die verdorbene oder ohntüchtige geringe Tücher nicht unter die gute vermenget und davor verkauffet werden können.

Quelle:
Hoenn, Georg Paul: Betrugs-Lexikon, worinnen die meisten Betrügereyen in allen Staenden nebst denen darwieder guten Theils dienenden Mitteln entdecket von ,-, Dritte Edition, Coburg 1724 [Nachdruck Leipzig 1981], S. 426-429.
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