Fünfter Auftritt

[121] Der Friseur allein.


FRISEUR. Nun sind sie fort; der Herr Hauptmann Valere hat sich mit seinem Briefe an einen Unrechten gemacht, denn er weiß nicht, daß sein Herr Papa mir schon vorlängst Befehle gegeben, auf die Liebesunternehmungen zwischen ihm und der Henriette die genauiste Acht zu haben, er ist dieser Liebe gänzlichen entgegen, und hat mir eine ansehnliche Belohnung versprochen, wo ich ihm alles hinterbringen werde, ich hebe also den Brief auf, und übergeb ihn dem Papa des Herrn von Valer, sobald es thunlich ist; dem jungen Herrn will ich schon etwas Blindes vormachen, und mir noch mehr Zutrauen bey ihm zu verschaffen suchen, so trägt es mir sowol von seiner, als seines Vaters Seite Geld ein! / aber zweyen Gegentheilen zugleich zu dienen? / Monsieur Jaques! wo bleibt das Gewissen? / doch wer wird immer so gewissenhaft seyn. / Und warum soll ein Friseur diese Sache so genau nehmen? da es doch sogar Advocaten in der Welt gibt, die die Parthey und die Gegenparthey öfters zugleich vertretten Geht ab.


Quelle:
Dichtung aus Österreich. Anthologie in drei Bänden und einem Ergänzungsband, Band 1, Wien und München 1966, S. 121.
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