Neunter Auftritt.

[148] Odoardo aus dem Haus, und die Vorige.


ODOARDO. Schon wiederum ausser dem Haus? ich weiß nicht was ich von dir denken soll? mir kommt vor, du hast mit Leandern der erst bey mir war, schon eine zimlich genaue Bekanntschaft, weil er so ganz natürlich, und ohne vielen Umständen dich zur Frau begehrt? ich sage dir nit wenigen, nach dir keine Gedanken auf seine Person, und wenn du meinem Willen zuwiderlebst, so will ich dich enterben.

ANGELA. Wenn der Papa nicht böse werden thäte, so wollte ich sagen daß mir Leander in einem Brief seine Liebe angetragen hat, und ich bin nicht gleichgiltig gegen ihn, er ist artig, reich, und ich glaub nicht, daß sie an ihn etwas auszusetzen haben; und als Jungfer werden sie mich doch auch nicht sterben lassen wollen.

ODOARDO. Ich habe an ihm sonst nichts auszusetzen, als daß er dich heurathen will, indeme ich schon einen andern Bräutigam für dich ausgesucht dieß ist ein gesetzter Mann, und nicht mehr als 34. Jahr auf einer Seite, Gold und Silberpatzen, daß einem der Buckel schaudert, es ist der Herr von Anselmo.[148]

ANGELA. Ich habe mich besonnen, ich werde mich nicht verheurathen; wenn sie erlauben, gnädiger Herr Vater –

ODOARDO. Und ich, mein kleines Fisperl, ich will daß du ihn heurathest, wenn du erlaubst; willst du dir in deinem Glücke selbst schaden? he! –

ANGELA. Ich habe alle Hochachtung für den lieben alten Datel, als Tochter stünde ich ihm recht zur Seite; aber als Braut, Herr Vater! dieß wäre zu lächerlich.

ODOARDO. Gütiger Himmel! einen Mann in seinen blühenden Alter einen alten Datel zu heissen, hat man wohl je eine solche Keckheit einer Tochter gegen ihrem Vater gesehn! ich will durchaus, daß die Hochzeit noch diesen Abend vor sich gehe, daß ist eine Parthie, die sich nicht alle Tage ereignet, ich wette, daß die ganze vernünftige Welt meine Wahl billigen muß und ich finde dabey einen Vortheil, den ich auf einer andern Seite nicht finden würde, man muß also diese Gelegenheit bey den Harren ergreifen; eine Stunde geb ich dir Überlegung, und alsden will ich keinen Wiederspruch mehr hören, denn ich erwarte den Herrn von Anselmo alle Augenblick.

ANGELA. Was hab ich denn zu überlegen? vielleicht, was der Papa für ein eigensinniger, verdrüßlicher Mann ist, ich habe es überlegt, daß ich de Anselmo durchaus nicht heurathe.

ODOARDO. Mädl! reitze mich nicht zum Zorn, wenn ihr Pankerten dem Vater einmal in die Augen sehen könnt, da meint ihr, der Vater hat über euch schon seine Gewalt verlohren. Wenn Anselmo kömmt, so begegne ihm höflich, und sag ihm, daß du ihn über alles hochschätzest, bilde dir nur die 2000. Ducaten ein, so wird die Liebe schon kommen: o! da kömmt eben de Herr von Anselmo: führe dich fein verliebt auf.


Quelle:
Die Maschinenkomödie. Herausgegeben von Dr. Otto Rommel, Leipzig 1935, S. 148-149.
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