Erster Auftritt.

[160] Wald mit Odoardo Haus.

Angela und Colombina, die von der andern Seite der Angela entgegen kömmt.


ANGELA. Aber du bleibst auch so lange aus, daß man dich kaum erwarten kann; wenn du nur mit deinem Hanswurst schwätzen kanst: deine Fräule, mag zu Hause thun, was sie will; du weist, wenn ich von Leandern nur reden höre, daß ich mein Herz einiger massen zu frieden stellen kann; sage! wo befindet sich Leander, liebet er mich noch, und wo wird er suchen mit mir zu sprechen?

COLOMBINA. Ich bin eben beschäftiget gewesen, sowohl den Herrn von Leander, als den Hanswurst aufzusuchen; ich bin destwegen in das Wirthshaus gegangen, wo sie sich aufgehalten haben, ich hab sie aber daselbst nicht mehr gefunden; der Wirth hat mir soviel sagen können, daß sie die Zeche doppelt bezahlet, und beyde von ihm halb rasend Abschied genommen hätten, und den Weg nach dem Walde weiter fort gegangen wären, er habe sie zwar nach der Ursache ihres Zorns gefragt, allein nichts anderst zur Antwort erhalten, als daß er die Pferde mit dem Kutscher nach der Stadt schicken, und weiters sich um nichts bekümmern solle.

ANGELA. Wie? soll sich Leander aus Liebe zu mir vielleicht in seiner Raserey ein Leid zugefüget haben? o Himmel! so zärtlich hätt ich nimmermehr geglaubet, daß mich Leander liebte, und ich därf mich wohl für das glückseligste Frauenzimmer unserer Zeiten schätzen, die einen so getreuen, und zärtlichen Liebhaber aufweisen kann; aber auch, ich will dir zeigen, liebster Schatz! daß du dein Herz keiner Undankbaren geschenket hast: bey dem ersten Anblicke bin ich dein gewesen, nur du warest allzu grausam gegen mich, daß du mir vielleicht durch eine unüberlegte That, das Vergnügen dich ewig zu besitzen entzogen hast, da uns doch beyde eine schnelle Flucht von einem tyranischen Vater befreyen, und dabey glücklich hätte machen können: o treue Colombina! in kurzer Zeit wirst du deine Patronin vermehren, denn ohne Leandern zu leben, ist mir nicht möglich!

COLOMBINA. Nu, nu, es ist noch nicht aus! Leander ist (zu) vernünftig, als daß er sich einem Frauenzimmer zu Gefallen, umbringen sollte, und zu deme ist der Hanswurst bey ihm, der wird ihn schon von allen Thorheiten[160] abzuhalten wissen, und wenn sich der Zorn, und die erste Hitze wird gelegt haben, so wird er sich schon eines besseren besinnen: und ich versichere sie, Leander muß doch der Ihre seyn; denn, wenn ich sie nicht so lieb hätte, meinen Hanswurst wolte ich bald zum Manne haben, ich kann immer mich heimlich davon schleichen, und meine Besoldung könnte mir ihr Herr Papa niemals aufhalten; allein, ich weiche nicht von ihnen, sie sollen den Leander haben, und alsdenn heurath ich den Hanswurst und so bleiben wir beysammen.

ANGELA. Du tröstest mich einiger massen, aber mein Herz will mir doch ein Unglück vorsagen, ich kann mich, so sehr ich mich auch aufzumuntern suche, nicht beruhigen. Doch stille! wer kommt dort im schwarzen Kleide auf uns zu?

COLOMBINA. Wer wird es doch seyn, es wird der Schullmeister vom Dorfe seyn.


Quelle:
Die Maschinenkomödie. Herausgegeben von Dr. Otto Rommel, Leipzig 1935, S. 160-161.
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