Eilffter Auftritt.

[273] Liberata. Arimantes. Tiridates.


ARIMANTES.

Der Himmel segne Sie / Durchlauchste Liberat!

LIBERATA.

Diß wünsch' Jch ebenfalls / und beyden klugen Rath.

ARIMANTES.

Jst Arimantes dann nicht würdig Jhrer Flammen?

LIBERATA.

Ach Liberata muß die schnöde Brunst verdammen![273]

ARIMANTES.

Jst dieses schnöde Brunst wann Sie ein König liebt?

LIBERATA.

Durch diese Liebe wird mein Hertze nur betrübt!

ARIMANTES.

Warumb wil Sie mit mir kein Ehlich Bündnüs schlüßen?

LIBERATA.

Er frage die Natur / Vernunfft / und das Gewissen.

ARIMANTES.

Es ist ja Arimant ein Mensch wie Liberat.

LIBERATA.

Doch daß die Menschheit hier nicht gleiche Staffeln hat.

ARIMANTES.

So sol ich Ewig mich in diesen Flammen qvälen!

LIBERATA.

Ein Rabe kan sich nicht mit einem Schwan vermählen.

TIRIDATES.

Wie aber steht mein CHACH in der Prinzeßin Huld?

LIBERATA.

Jch ehre seine Gunst / doch mehr der Keuschheit Gold.

TIRIDATES.

Hat Eure Hoheit dann der Vesta sich geweihet?

LIBERATA.

Noch VESTA noch DIAN' hat jemahls mich erfreuet.[274]

TIRIDATES.

So hat auch kein Gelübd' der Keuschheit Sie gethan.

LIBERATA.

Mein Keuschheits-Zeichen ist des Creutzes Purpur-Fahn.

TIRIDATES.

Es kan nicht Tiridat die dunckle Reden fassen.

LIBERATA.

Jtzt kommt der König gleich! Er wolle mich verlassen!


Quelle:
Johann Christian Hallmann: Sämtliche Werke. Band 2, Berlin und New York 1975, S. 273-275.
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