Sechster Auftritt.

[287] CANIDIA.

Der Printz hat zwar vermeint durch Satans Tausendkunst

Zu leschen seine Glutt und heisse Liebes-Brunst /

Jn welchem Vorsatz auch Er mich zu Rath gezogen

Jn diesem wichtgen Werck: Allein Er ist betrogen!

Denn dieses Balsams Krafft ist keine Zauberey /

Noch Zoroastres Frucht / noch Jambres Fantasey!

Ach nein! Daß dessen Oel den Geist durch Lieb entzündet /

Diß ist in der Natur und der Vernunfft gegründet.

Man weiß was dieses Kraut CHARISIA genannt /

So bald dasselb' erwärmt in einer Nymffen Hand /

Vor grosse Würckung reicht: Man weiß auch was der Saamen[287]

Von Wachteln richtet auß. Diß ist der kluge Hamen /

Womit Canidia im grossen Liebes-Teich

Viel tausend Fische fingt; Und durch den edlen Streich

Wird Arimantens Faust auch seine Schmertzen enden /

Wo Er die Artzney nur recht klüglich an-wird-wenden.

Nur Muth Canidia! Es wird Printz Arimant

Den Balsam dir in Gold verwandeln in der Hand.

Drumb muß ich wachsam seyn dem Glücke zu begegnen:

Die grosse Göttin pflegt nicht allzeit Gold zu regnen!


Quelle:
Johann Christian Hallmann: Sämtliche Werke. Band 2, Berlin und New York 1975, S. 287-288.
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