Neundter Auftritt.

[290] LIBERATA.

Weil mich in dem Pallast stets Unruh überfällt /

So such ich sanffte Ruh in diesem Lust-Gezelt /

Wo Tulpen und Jaßmin und liebliche Narzissen

Mit Ros' und Lilgen sich in schönster Anmuth küssen.

Ach wolte wolte GOTT daß eine Schäfferin

Jtzt Liberata wär' und keine Königin /

So würd ich sicherer bey Wollen-reichen Schaffen

Auff Blumen / Kraut / und Graß / als Schwanen-Federn schlaffen!

Allein welch eine Angst und strenge Traurigkeit

Befällt mich doch so schnell bey dieser Abend-Zeit /

So daß vor lauter Furcht ich gleichsam gantz erzitter'?

Bewahre mich / O GOtt! vor allem Ungewitter!


Quelle:
Johann Christian Hallmann: Sämtliche Werke. Band 2, Berlin und New York 1975, S. 290.
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