Erster Auftritt.

[300] Der Schau-Platz bildet ab den Königl. Saal.


ALPHONSUS.

Der Schluß ist fest gemacht! Jch zaudre länger nicht!

Das Wasser der Vernunfft muß der Begierden Licht

Die Ehre und Natur der Schönheit Strahlen weichen!

Das Troja meiner Seel' hegt einen solchen Brand /

Den niemand leschen kan als Liberatens Hand /

Sol anders Unß der Tod nicht die Zypreßen reichen!

Allein wo rennt doch hin Alphonsus dein Gemüth?

Betrachte deinen Stamm / dein Hauß / und dein Geblüth!

So wirstu klärlich sehn daß deine Liebe fehlet /

Daß HYMENÆUS Dir verweigert sein Altar;

Denn in gantz Portugal stellt sich kein Beyspiel dar /

Daß imahls sich ein Fürst mit seinem Kind vermählet.

Waß aber gehen Unß doch die Exempel an?

Es ist die Sonne nicht dem Schatten unterthan;

Ein König darff sich nicht nach den Gebräuchen richten /

Er hebt Gesetze auff und führet andre ein.

Mein Beyspiel in dem Werck sol eine Richtschnur seyn /

Nach welcher Themis wird die Heyraths-Sachen schlichten.

Wahr ists! Die Rechte stehn in eines Königs Hand /

Der mindert und vermehrt dieselbten in dem Land:

Allein das grosse Recht / das die Natur Unß setzet /

Hat einen solchen Grund / dehn kein Papinian /

Kein Africanus nicht mit Fug verändern kan /

Ja dehn noch Zeit noch Todt mit jhrem Stahl verletzet.[300]

Ha toller Aberwitz! Warumb hat die Natur

Mir solchen Brand gezeigt / so zeige sie die Cur

Und Artzney-Mittel auch / wodurch ich kan genesen!

Hätt' die Natur nicht Schuld / so wäre Julie

Nicht Baßianens Braut / noch in verbothner Eh

Die schöne Stratonitz des Sohnes Frau gewesen!

Stellt aber die Natur nicht andre Schönheit dar /

Die dich vergnügen kan auff Hymens Brand-Altar?

Nein! Liberata ist die Schönst' in Unsrem Hertzen!

Drumb auff Alphonsus auff! versäume keine Zeit

Zu küssen diesen Schatz! Denn dessen Göttligkeit

Kan eintzig und allein vermindern deine Schmertzen!

Was aber wird die Welt urtheilen von der That?

Was frag' ich nach der Welt! Ein Freyer König hat

Schon Mittel an der Hand die Lästerer zu straffen!

Deß Mondens Silber acht der Hunde Bellen nicht /

Noch eines Han's-Geschrey das goldne Sonnen-Licht.

Drumb auff! Ein Libender muß keine Zeit verschlaffen!

Allein was stellt sich hier vor eine Fackel dar?

Wil Uns der grimme Tod schon dreuen mit der Bahr?


Quelle:
Johann Christian Hallmann: Sämtliche Werke. Band 2, Berlin und New York 1975, S. 300-301.
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