Vierdter Auftritt.

[354] Der Schauplatz verändert sich in den Garten.


JULIANA im Frauenzimmer-Habit.

Unglücklichs Frauen-Bild! Elende Julian'!

Nun ists umb dich geschehn! Ach was hast du gethan!

Ach was hast du gethan! Ach sol dann mein Gewissen

Schon in der grossen Welt wie in der Hölle büssen?

Jch habe zwar vermeint der König werde mich /

Weil Ferdinandens Fall zun Christen-Hunden Jch

Jhm treulich hab entdeckt / mit sondrer Gunst bestrahlen /

So find ich leyder nichts alß Perlen-leere Schalen!

So geht es in der Welt fürnehmlich im Pallast:

Verrätherey ist lieb / Verräther sind verhaßt.

Es sey der Tag verdammt / die Stunde sey verfluchet /

Jn der du Julian deß Printzens Todt gesuchet!

Wie wird mir? Seh ich nicht sein fleckichtes Gesicht /

Das Jhm der Gifft-Pocal so scheußlich zugericht!

Seht wie sein grimmer Geist mir mit der Fackel dreuet

Und tausendfaches Weh auff meine Seele streuet!

Ach werther Printz verzeih! Sey Ferdinand versöhnt /

Daß meine Eifersucht so kläglich dich entthront!

Sey Ferdinand versöhnt! Jch wil dich schon vergnügen /

Die Reue sol in mir der Rache Glut besigen!

Sey Ferdinand versöhnt! Bin ich doch schon bereit

Zu legen von mir ab den Rock der Sterbligkeit![354]

Sey Ferdinand versöhnt! Zu stillen mein Gewissen

Wil ich zu deinem Trost gleich in den Wellen büssen!


Sie laufft ergrimmt davon.


Quelle:
Johann Christian Hallmann: Sämtliche Werke. Band 2, Berlin und New York 1975, S. 354-355.
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