Neundter Auftritt.

[361] Alphonsus. Der Geist Liberatæ in helleuchtenden Wolcken.


LIBERATÆ Geist.

Nun ist mein Geist erfreut im goldnen Sternen-Saal!

Dem Höchsten GOTT sey Danck / der alle Pein und Qval

Durch seinen Allmachts-Arm genädigst mir besiget

Und mit der Seeligkeit mein treues Hertz vergnüget!

Die Krone / so anjtzt auff meinem Haupte strahlt /

Jst schöner alß der Bund / womit Schach-Sefi prahlt;

Der Edle Palmen-Zweig / so meine Glider ziret /

Sticht weg den goldnen Stab / dehn Arimantes führet;

Schaut wie deß Henckers Kreutz und Marter-volle Pein

Sich bey mir hat verkehrt in hellen Sonnenschein!

Die Tropffen meines Bluts sind schöneste Rubinen.

Vor Schergen schau ich jtzt die reinen Seraphinen!

Der Himmel ist nunmehr mein Fürstlicher Pallast /

Der Außerwählten Schaar mein allerlibster Gast!

Die Sternen leuchten mir anstatt der Diamanten /

Der Engel Heil'ges Chor sind meine Musicanten!

O Höchst-beglückter Stand! O Seel'ge Liberat!

Weh aber Jhm Alphons / wo Er durch falschen Rath

Noch ferner auff die Schaar der ärmsten Christen wüttet

Und in verblendtem Wahn dem Himmel Trotz anbittet.

Ach werthes Vater-Haupt! Ach gehe doch in Dich!

Dein Hochbegabter Sinn woll jtzund spigeln sich

An meinem Wolstand doch / der klärlich Dich kan lehren /

Was doch vor einen GOTT dein Hertze sol verehren!

Ach Grosser König! Ach! Ach Ach Alphonsus hör!

Er gebe doch dem GOTT dem wahren GOTT die Ehr /

Dem GOTTE / welcher Erd und Himmel hat erschaffen /

Dem GOTTE / dessen Arm durch seine Allmachts-Waffen

Den Lucifer gestürtzt! Dem GOTTE / dessen Macht[362]

Durch seines Sohns Geburth das Leben wiederbracht!

Dem GOTTE / der am Creutz vor unser Heil gestorben

Und Unß durch seinen Todt das Paradiß erworben /

Dem GOTTE / Welcher einst / wenn das beblümte Zelt

Der Erden wird vergehn / wird richten alle Welt /

Dehn beth' Er doch itzt an / O mächtiger Regirer /

So wird der Himmel seyn Alphonsi Treuer Führer!

Ja wo die Warnung wird durch Seine Seele gehn /

So wird Er künfftig auch bey Liberaten stehn /

Und beym Drey-Ein'gen GOTT der wahren Lebens-Sonne

Ererben gleiches Glück in Ewig-süsser Wonne!


Sie verschwindet.


Quelle:
Johann Christian Hallmann: Sämtliche Werke. Band 2, Berlin und New York 1975, S. 361-363.
Lizenz:
Kategorien: