Jnnhalt der Geschicht.

[241] Der heidnische König ALPHONSUS in Portugal hatte eine eintzige Tochter / Nahmens LIBERATA, von solcher ungemeinen Schönheit / daß Er Selbte nicht allein unterschiedlichen umb sie werbenden Königlichen Printzen gäntzlich versagte / sondern sich auch selbsten mit ihr / weil seine Gemahlin die Königin ISABELLA Todes verblichen war / zuvermählen entschloß. Alldieweilen aber die Printzeßin LIBERATA ihrem Herrn Vater solch unanständiges Begehren mit höchster Bescheidenheit und Vernunfft verweigerte / zugleich aber auch Jhme / daß Sie eine Christin wäre / und ihrem Himmlischen Bräutigam CHRJSTO JESU treu verbleiben wolte / freymüthig entdeckte /ließ sie der König / umb auff andere Gedancken zu gerathen / in ein wohlverwahrtes Gefängnüß setzen. Jn diesem Orte nun bath die Printzeßin den Allmächtigen GOtt mit Thränen / daß Er doch ein Mittel schicken wolte / wodurch der König von solcher ungebührlichen Liebe möchte abgehalten werden: Welches auch geschach. Denn als ALPHONSUS wiederumb zu der Printzeßin ins Gefängnüß kam / und sie so wol zu seiner Verehligung als auch zu Verlassung deß Christlichen Glaubens bereden wolte / dauchte ihn nicht anders / als wann sich ihr Schnee-weisses Gesichte in einen schwartzen Mohren verwandelt hätte. Welche Verwandelung aber nur bloß dem Könige / nicht aber auch den andern Menschen / also vorkam. Worauff der halb-rasende König / solche abscheuliche Veränderung vor eine Zauberey haltende /die unschuldige Printzeßin LIBERATAM, besonders auch weil auff ihr andächtiges Gebethe der Donner das Götzen-Bild deß Jupiters / dem sie opffern solte /in viel Stücke zerschlug /[242] an ein Creutze zu nageln /und an selbtem verschmachten zu lassen / höchst-grimmig befahl. Allein nach ihrem Tode reuete den König diese Grausamkeit dermassen / daß er nicht allein der Printzeßin ein höchstkostbahres MONUMENTUM aufrichten ließ / sondern auch selbsten nebst seinem gantzen Hof und Königreich den Christlichen Glauben annahm / in welchem er auch biß an sein Ende beständig verblieben.

Quelle:
Johann Christian Hallmann: Sämtliche Werke. Band 2, Berlin und New York 1975, S. 241-243.
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