Das XXV. Capitel.

Vom Geitz / Diebstal / Spielen.

[308] Geitz ist ein wunderlicher Mann /

Thut weder ruhen noch schlaffen lan /

Durch kreucht den Leutn die Glieder auß /

Bringt manchem wenig Brot ins Hauß.


Keyser Leo raubete aus einer Kirchen eine güldene Cron / setzete sie auff sein Häupt / alsobald fuhr ihm ein Carbunckel auff dem Kopff auff / so mächtig hitzte und brennete / daß er darüber sterben must. Anno Christi 782. Faustus.

Eine reiche Frau in Francken war so geitzig / daß sie keinen Menschen eitzen bissen Brots gab / auch zu[308] ihnen sagen dürffte / sie solten Koth essen / so dürfften sie nicht hungers sterben / derwegen sie das Land nicht geitzig / sondern den Geitz selbsten hieß /halff auch nichts / wenn sie gleich die Geistlichen straffeten, so spottete sie nur ihrer / aber sie bekam durch Gottes Straff einen Wolffshunger / daß sie sich gantz nicht ersättigen können / endlich unsinnig im Lande herumb gelauffen / das Koth auff der Gassen auffgefressen / biß sie nicht weit von Dreßden todt gefunden worden / so abscheulich daß sie keinem Men schen ehnlich gesehen. Si sapis, ô tantum disce cavere malum. Finc. lib. 2.


Ille sapit verè qvi callens hæc duo novit,

Non nimium largus nec nimis esse tenax.


Ein Thumbherr zu Worms der gab keinem Armen nichts / wenn er das Podagra einmahl bekam / so ließ er ihm sein Gold rein tragen / das rührete er und sagte / es stärcke ihm das Hertz / und benehme ihm seine Schmertzen / nach seinem tod / welcher denn mit Pein und Qval erfolgte / hat man über die 30. tausent Thaler barschafft gefunden. Tenax reqvirit prodigum. Schauplatz. pag. 254.

Ein reicher Edelman nechst bey Heidelberg / der heirathete eine Arme doch Tugendhaffte vom Adel /nicht lang darnach kam der Tod / hieß ihn ausspannen / die Mannes-Lehen fielen auff die Vettern / weiln[309] sie schwangers Leibs war / bate sie zwar die Schwäger /sie solten sich in etwas gedulten / biß sie vom Leibe komme / aber sie thatens nicht / nahmen die Lehen weg / in kurtzen darauff genaß sie eines todten Kinds / da rissen sie vollend alles zu sich / was ihr auch ihr sel. Junckherr im Testament legiret hatte / aber was geschicht? Gott der der Wäisen und Wittben Vater ist und ihrer nicht vergißt / hatte endlich ein einsehen /dann als sie das Kind schon gebohren hätt / wolte ihr doch der Leib nicht kleiner werden noch zusamm fallen / sondern er blieb als zuvor gleichsam auffgeschwollen / die Medici hielten es vor die Wassersucht / riethen ihr daß sie das warme Bad gebrauchen thät /sie folgete und zeucht dahin / als sie nun kaum dahin ankommen war / so gebahr sie einen schönen jungen Sohn / 10. Wochen nach dem vorigen todten Kind und 7. Monat nach deß Vatern tod / der Sohn wurd in der Tauff genennet Ferdinandus / Churfürst zu Meintz hätte willens er wolte selbst zu Gefattern siehen: Churfürst zu Sachsen (welche beyde Herrn gleich domals auch anwesend waren) ließ dem Kind 100. Thaler verehren / schrieb auch an Chur Pfaltz / daß die geitzigen Freund die eingenommenen Gütter wieder möchten räumen. Da hieß es mit den Freunden.


Ut mihi qvisqve cupit, cupio illi sicque vicissim;

Eveniant eadem qvæ mihi cuncta vovot.


Schauplatz. pag. 96.
[310]

Mancher Mensch läst sich den übrigen Geitz reiten / wil sich nicht vergnügen lassen / nach der mildigkeit deß lieben Gottes sondern immer mehrer haben / wie dann dardurch manche Macht ist geschwächet worden / wenn man die Wörtlein meum & tuum nicht recht practiciret hat.

Ein Fürst von Sachsen verehtete zur Zeit seinen Bauren eine Stuffen die sie ihm zu ehren solten auffheben und seiner darbey gedencken (der Sau ist die Muscat Nuß nichts nütz) aber sie zerschmeltzten solche / achteten ihrer wenig / und als es der Fürst erfuhr lachete er darüber und sprach / der Bauer bleibt doch ein Bauer / nur wenn man ihn unter die Banck steckt /daß die Stieffeln herfür gucken / und ihn verrathen. Strig.


Der arme Geitzwanst den kein Gelt /

Wie viel deß ist / zu frieden stellt /

Die Lieb zum Geld wechst desto mehr /

So mehr Gelts über kommet er.


Ein Wachskrämer wurd beym Keyser Nicephoro angeben / daß er viel Gelt hätte / der Keyser zwingt ihn durch einen Eyd solches zu bekennen / als er nun 100. Pfund bekennete ließ es der Keyser holen / hieß ihn nieder sitzen / mit ihm zu essen / und gab ihm hernach 10. Pfund darvon wieder. Regentb. Cedr.[311]

Da Alexander die Gelehrten hörete disputiren daß mehrer Welt wären denn eine / giengen ihm die Augen über / da er gefragt ward was ihm darzu bewegete / sprach er / ich hab noch eine Welt nie recht bezwungen / und ich hör daß deren mehrer seyn sollen das war eine anzeigung eines unersätlichen Gemüts. Strigenitius.

Mann sagt von Pfauen daß er hab ein Englisch Gewand / ein diebischen Gang / ein Teufflischen Gesang / welches Doctor Luther auff alle Ketzer zeucht, wo ein Pfau sich auff hält / daselbst bleibt keine Otter.


Keine Treu ist zu finden mehr /

Vom Bruder gegen dem Bruder /

Auch gar nicht wol zu trauen ist

Eigenen Kindern zu der frist.


Anno Christi 1293. fängt Hertzog Conrad zu Glogau seinen Bruder Hertzog Heinrichen zu Breßlau im Bad / steckt ihn in ein enges Vaß und läst ihn so lang sitzen / biß Würmer unter ihm wachsen / wil er nun im Vaß nicht gantz verderben noch sterben / muß er ihm neun Städ geben / und 30. tausent marck Silbers. Du gloßius. Zeitb. pag. 619.


Crede parum, tua serva, & qvæ periore relinqve.


Ein Indianer hielt auff eine Zeit ein Gespräch in einem Spanier / fragte ob denn die Spanier kein[312] Holtz im Lande hätten / daß sie so viel Brasilien Holtz übers Meer in ihr Land führeten / der Spanier sagte sie braucheten es nicht zum brennen sondern zum Ferben / und wäre wol ein Kauffman in Spanien so 100 Tücher darmit ferbete / fragte er hierauff ob denn auch die Kauffleut in Spanien stürben / ja sagte der Spanier / sie lassen aber ihr vermögen ihren Kindern / sprach der Indianer / wir haben hier zu Land unsere Kinder wol so lieb / (wie sie dann solche inniglich lieben) aber auff solchen Vorrath gedencken wir nicht. Denn eadem terra qvæ nos alit illos etiam alet. Doctor Mirus in conc.


Qvisqvis ambitiosum & avarum ingenium habet, ille nihil justum sapit neque capit. Syr.


Keyser Theophilus zu Constantinopel sihet auff eine Zeit herab von seiner Keyserlichen Burg auffs Meer und sihet ein groß Schiff gehen / er fragt wem es zustendig / sie sagen der Keyserlichen Gemahlin / die hätte in Syrien durch ihre abgeordnete Kauffmanschafft treiben lassen / da ward er zornig / ließ die Schiffleut ihre Sachen abräumen / das andere alles Schiff und Gut verbrennen / und ließ die Keyserin darzu holen und zusehen / verwiese es auch ihr ernstlich und sagete / sie hätten ohne dz sich Keyserlich zu erhalten / gebührete ihnen nicht Kauffmanschafft zu treiben / sondern andern Leuten. In alienis peccatis[313] sumus Lyncei, in propriis Talpæ. Flitner. cap. 10. pag. 232. Strig.


Melius est nomen bonum, qvàm divitiæ magnæ.

Vespasianus ließ seine Amptleut immer hin an sich kratzen so viel sie kunten / wenn sie nun einmahl ihre Beutel gespickt hatten / kam er und lehrete ihnen solche aus / da hieß es denn: Qvæ male parta domi accumulantur, nihil salutis habent. Prætorius.

Ein Vorsteher eines Hospitals in Sachsen war erstlich arm / als er zu seiner Bestallung kam / wurd hernach jehling reich / niemand wuste woher / endlich kam es von seinem Weib am Tag / er hätte verwichen einen Sack voll Hospital gelts vor Sanct Gertruden Bild auff den Altar gesetzt und zum Bilde gesprochen / wol auff / es geht dahin / wer eher zur Kirchthüren kommen kan / der sol es haben / laufft also und das Bild bleibt stehen / da hat er es gewonnen. Si nihil attuleris, ibis Homere foras. Sturm. pag. 901.


Thue recht und niemand scheu /

Verborgen bleibt kein Vntreu.


Es war ein baar Ehevolck in einer Stadt W. da starb der Mann eher als das Weib / und liessen ein einiges Kind / damit sie aber das Gut allein behalten[314] möcht / schickte sie das Kind heimlich hinweg / sagte es wäre gestorben / verspündete einen todten Hund im Sarg / ließ es begraben / aber es brach endlich aus /daß das Kind noch am leben wäre. Avarus nisi moritur nil rectè facit.

Eine untreue Mutter sagte auff eine Zeit / ihr Kind wäre nicht ehrlich gebohren / damit sie nur die Güter allein behalten möchte. Periissentque multi nisi periissent. Strig.

Ein geitziger Canonicus der in die 20000. Gülden vermocht hat / hat kurtz vor seinem End ehe er gestorben vor eine Supplication zu stellen 1. gr. darfür zu nehmen sich belieben lassen. Chron. Melancht.

Galba als er noch Stadthalter in Spanien war / und von der Landschafft Tarraconenst mit einer güldenen Cron verehret wurd / die sie auff 15. Pfund schätzten /ließ er solche wägen / und da sich 3. Pfund weniger befand / musten sie ihm solche ersetzen. Devorat Os Oris, qvicqvid lucratur Os Ossis. Fulgosus. lib. 9.

Es sagte einsmals ein Geitzhalß als er vermahnet wurd Gott zu vertrauen / da er in der Ernde Zeit an einem Sonnabend biß in die Nacht Getreid eingeführet hatte / ja man sol Gott vertrauen / aber nicht zu viel / denn er ist wunderbarlich und seltzam / muste also das Gesind bey eiteler Nacht das Getreid vollend helffen hinein schaffen / aber was geschach / da er nun meinete er hätte es alles wol troffen / kompt in[315] der Nacht ein Gottes-Wetter / zündet die Scheun an und verbrennet ihm / wegen seiner gethanen Gottlosen Red / alles das eingeführte Getreid. Si fas est omnes pariter pereatis avari. Strig.

Der H. Augustinus setzt ad comitem, ein Geitziger sey der Höllen gleich / dieselbige sprech doch nicht daß sie gnug hätte / wenn sie gleich die gantze Welt bekäm / und bringe manchen der leidige Geitz dahin daß er Gottes gantz vergisset. Der Ertz-Bischoff zu Meintz hatte vorzeiten einen Häuptman der war gut Evangelisch / fiel aber aus lautern Geitz abe / der sprach / ich wil Christum dieweil hinter die Thür setzen / biß ich reich werde / darnach wil ich ihn wieder herfür suchen / aber es fehlte hernacher sehr weit. Humani sensus non omnia possunt percipere. Strig.

Ein alter Geitzhalß ließ ihm einen holen Stab machen und verbarg das Gelt darein / so ihm ein anderer hatte auff zu heben geben / und als er für Gericht schweren solte / bittet er seinen ankläger / er sol ihm unter dessen den Stab halten / und schweret demnach / er habe ihm das Geld wieder in seine Händ über antwortet / als er nun vom Rathhauß hinweg gehen wolte / fiel er / und kam der Stecken ins Wagenrad hinein /brach entzwey / da fiel das Gelt heraus und wurd sein Meineyd und Bubenstück offenbahr. Fuge nomen avari. Strig.


In einem Nui und Augenblick verfält /

All Macht und Hoheit dieser Welt.
[316]

Da der Röm. Keyser Caligula in einem Jahr 525. thonnen Gold verschencket hatte / gedachte er / wie er doch wiederumb möchte zu Gelt kommen / richtete ein öffentlich Mumenhauß auff / ermahnete noch seine Diener mit allen fleiß darzu / daß sie zur Vnzucht rath und that hülffen geben / und da er nun also wieder einen grossen hauffen Gelt zusammen gebracht hatte / zog er sich nacket aus / und weltzete sich auff dem Gelt herumb. D. Wehner. pag. 186.

Ein Gelt Narr ließ vor seinem End alle sein Gelt in einen Rock einnähen / und befahl sehr hoch und theuer / daß ihm seine Freund wolten solchen bey seinem todt anziehen und darinnen begraben. Naturam frenare potes, sed vincere nunqvam. Athenæus.

Vor Jahren war einer unter den grossen Herren /wann der ausritt und es regnen thäte / nam er seinen Hut vom Kopff abe / und versteckt ihn unter den Mantel / damit er nicht naß wird / und als ihm auff eine Zeit ein güldener Apffel verehret wurde / hat er solchen wieder verkaufft / nur daß er gnug Gelt zu sammen scharren möchte und da er gestorben / hat er in die 20000. fl. hinter sich verlassen. Sit procul omne nefas. Chron. Melancht.


Daß ist fürwar ein kluger Mann /

Der Gelt und Gut recht brauchen kan.


[317] Anno Christi 1545. war es in Sachsen was theuer /da ließ ein Bauer ein fuder Getreid zum Marckt führen / als es nun auff dem Marckt unvermeint abschlug / kaum den halben theil galt / bekümmerte er sich sehr / daß er es nicht eher verkauffet hätte / der Knecht aber ließ sichs nichts anfechten / sang auff den hinweg und war lustig / der Bauer fragte ihn / warümb er so singe / er antwortet / ich dancke Gott daß die Theurung wieder was nach gelassen hat / da entsetzt sich der Bauer noch mehr / und als der Knecht seines Wegs fortgeht / erhengt sich der Bauer hinten an den Wagen und erstickt / als nun den Fuhrknecht etliche Personen bekommen und dieses Spectacul sehen /sagen sie / wie er so singen möge / warumb er den Bauern gehengt habe / da erschrickt er / entschuldigt sich hoch und bittet / sie wolten ihm dessen vor Gericht Zeugnüß geben / wie dann auch geschehen. Also geht es noch heutiges Tages zu mit allen geitzigen / sive raptum sive captum modò sit aptum. Denn Capiatis und Rapiatis sind zwene Brüder gewesen so sich nach dem Testament ihres Vaters gerichtet. Dum potui rapui: Rapiatis qvando potestis; Daher ist auch das Sprichwort entstanden / Rips rops in meinen Sack / aber improbus est homo qvi beneficium scit sumere & reddere nescit.

Keyser Justinianus ward dem Geitz so ergeben /daß er auch Kirchen und Schulen ihre Besoldung entzogen und zu seinem Nutz gewendet hat. Chr. Cari.

[318] Anno Christi 1552. hat sich in einer Stadt begeben da der Bier-Bräuer und Schenck zu gleich / auch Richter mit war / daß er sein Bier allzeit ümb einen Pfenning theurer gab / weder andere und denen andern Bürgern bey 10. fl. Straff aufferlegete / daß es keiner anders geben solt / weder sein befehl seyn würd / es unter sieht sich aber ein armer Bürger / so sehr Gelt benötigt war / die Kannen ümb 1. Pfennig wolfeiler zu geben / den hat er also balden ümb die 10. fl. gestrafft / als nun der arme Mann solches wehmütig dem lieben Gott klagete / bekompt ihm ein kleines Mäulein / tröstet ihn und sagt / er sol sein Bier forthin nicht theuer geben / weder er gethan hätte / und dem Richter sagen sich zu bessern / oder der Teuffel würde ihm den Halß brechen; Solches hat der arme Mann gethan / ihn vielmehr verlachet / da nun der Richter nach dreyen tagen / abermals sein Bier so theuer hinmässen läst / sagt ein Weib zu seiner Tochter / hat denn die Schinderey noch kein End. Als sie vor das Faß kömbt / den Hahn auff dreht / wil kein Bier herauß / sondern ein Ratten/Schwantz schlenckert zum Hahn heraus. Da nun die Tochter in die Stuben laufft / dem Vater solches zu sagen; findet sie ihn sitzen mit umbgedrehten Halß / darumm sollen die Richter das rechte Recht wohl und recht erkennen lernen: Omnem crede diem tibi diluxisse supremum. Butschkius.[319]

Da Marcus Crassus den Tempel zu Jerusalem beraubete auff 60. thonnen Goldes / ist er bald darauff mit seinem Sohn von Parthern gefangen genommen worden / welches Gold hernach in einem Tiegel geschmeltzet und ihm in Halß ist gegossen worden /darbey gesagt. Aurum sitisti, Aurum bibe. Egesippus lib. 1.

Ein Knäblein nimbt aus der Diana Tempel ein über güldes Blechlein mit zu Hauß / so aus der Dianæ Krantz gefallen war / der wurd angeklagt / als ein Kirchenräuber / das Vrtheil gab / man solte ihm das Blech vorlegen / neben andern schönen Sachen /würde er zum Blechlein greiffen / solte er das Leben verwircket haben / da nam er das güldene Blechlein und must sterben. Herod.

Wenn Xenocrates sahe einen Dieb zum Galgen führen / lachete er überlaut / da er nun darumb gefraget wurd / sprach er / sol ich nicht lachen / daß die grössern Dieb den kleinern zum tod verdampt haben. Delitiæ sunt peccatorum januæ. Strig.

Keyser Maximilianus hatte einen Hauptman so ihm von seinem Schatz viel abgezwacket hatte / und als er es gleich den vorigen Tag auch gethan hatte und deß andern Tags früh seinen Feind angreiffen solt / wachete ihm das Gewissen auff / beichtete es dem Keyser gutwillig / wurde auch hierauff absolviret, denn nimmer thun ist die gröste Buß. Nil adeò dulce est, qvod non videatur amarum. Strig.[320]

Hertzog Heinrich von Lüneburg hielte ernstlich und scharff über der Gerechtigkeit / als einsmals sein Häuptman von Zell nach Lüneburg ritte / und der kalte Wind zur Winterzeit ihm etwas durchs Kleid gieng / von ferne einen Bauren ackern sahe / so seinen Rock an die Anwand geleget / reit der Häuptman hin /und heist solchen Rock mitgehen / über und wieder deß Bauern danck und willen / reitet also fort / und läst den Bauern immer hinsagen / Vana est sine viribus ira; Was geschicht in kurtzen hernach / reitet der Hertzog selbst allda vorüber / mit einem Tropp / darunter dieser Häuptman auch / der Bauer klagt es dem Hertzog / der Hertzog hält still / streifft den Ziegel vom Pferd ab / und läst den Häuptman daran hengen /mit diesen Worten / du soltest den Diebstal helffen straffen / so thust du es selber. Fecem bibat qvi vinum bibit. Regentenbuch. pag. 132.

Der fromme Keyser Constantinus Magnus warnete einsmals einen von Adel treulich / wegen seines Gottlosen verruchten Lebens / machete mit dem Spieß / so er in der Hand hatte / einen viereckichter Cräiß in Sand und sprach / sihe her du Geitzhalß / gleich so viel wird man dir mit geben / wenn du von hinnen fahren und diese Welt gesegnen solst. M. Zachæus Faber.


Heu qvam difficile est mores evellere pravos.
[321]

Herodotus meldet daß in Lydien bey 18. Jahren sey grosser Hunger gewesen / da habe man deß Hungers in etwas zu vergessen das Spielen erfunden und auffgebracht. Zeitbuch Nicolai. pagina 147. im 6. Buch.

Als der König Ptolemæus einsmals spielete / da kam sein Secretarius zu ihm mit einen Zettel / darauff ein Vrthel vom Rath gefället über etlichem Personen so das Leben verwircket hätten / und wil darüber deß Königs Consens einholen / deß Königes Gemahlin aber / die Bernice kommet darzu / reisset den Zettel aus den Händen und sagt zum Könige: wann einer im Spielen begriffen ist / sol er über der Leut leben und todt / oder in peinlichen Sachen nicht richten / und diese Red hat den König bewegt / daß er hat auffgehöret. M. Majus.

Als König Froto in Dennemarck / Engelland und Schottland einbekommen hatte / hat er den Diebstal ernstlich verbieten lassen / auch ein gantz Jahr auff einen Zaun ein grosses stück Gold hengen lassen / so letzlich einer Zauberin Sohn hinweg genommen / welcher aber gefänglich eingezogen und hingerichtet worden / die Mutter verzauberte sich drüber in eines Ochsen gestalt / und erstieß den König. Crantzius.

Der Normanner Hertzog ließ einsmals ein Weib hängen / die ihrem Mann schertzweiß den Pflug im Feld verstecket gehabt / denn er hielte scharff über den Gesetzen / bevor aus über die / so er über den Diebstal geordnet hatte. Crantzius.[322]

Die drey W. stifften in der Welt / sonderlich unter Ruchlosen Leuten / viel übels / Würffel / Weib /Wein. Schauplatz. pag. 209.

Quelle:
Hammer, Matthäus: Rosetum Historiarum. Das ist: Historischer Rosengarten [...]. Zwickau 1654, S. 308-323.
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