Fünfte Scene.

[42] BREITE steht eine Weile allein, dann tritt sie zur Wirtin ans Schenksims. Ich wihl lieber heem gihn. Ich bihn hie doch nischt nutze.

WIRTIN. Madel! nee sa' m'r ock! Daß Du Dich überhaupt magst noch im Mitternacht mit dam Vulke rimtreiba!

BREITE. Wenn m'rsch ebens keene Ruh läßt, Pauline! Was sohl ich d'n macha.

WIRTIN. Was d'n keene Ruh läßt?

BREITE. Ach, ich kan's nee sa'n.

WIRTIN. Nee, Breitla! Ich muß mich doch iber Dich zu sihr wundern.

BREITE. Sa' m'r nee erscht was, Pauline! Ich gleeb's doch nee, was De sa'st!

WIRTIN. Da war ich au nee erscht gruß was sa'n, Breite. Aber wenn ma' sich 's asu virstellt –[42]

BREITE. Wenn ich ock a Bißla seine Schritte hier, Pauline, ich bihn asu hiegenumma. Was sohl ich d'n macha? Ihr wißt's eben gar nee, wie gut a is.

WIRTIN. Ju ju, gut mag 'r ju sein. Er kan enn' ju au gut unterhalta. Das wihl ich ju nee sa'n. Aber Jeses, Jeses! 's is doch zu a leichte Vulk!

BREITE. Ju ju, asu verleumda se'n. Jede verleumd' a ock d'r andern, daß 'n mechte fir sich alleene ha'n. Aber das kimmt blußig, weil ich niemals kenn' Mut geha't ha'. Weil ich's niemals ha' gewagt 'm Vater zu sa'n. Joseph muß ju zuletzte denka, ich wöllt an' ock immerfurt hingarim mit'n spiel'n. Nu sa' ich's 'm Vater. Das wöllt ich amol sahn, ob mir das Harfamensch werd menn' Joseph – Sie trocknet sich plötzlich die Augen. Pauline, 's tappt noch ee's eim Hause.

WIRTIN. Jeses, dar find't de Thüre nee! Hot d'n d'r Man schun ausgelöscht? Breite eilt in Tanzsaal zurück. Wirtin geht zur Thür und öffnet. War is d'n noch hie?


Quelle:
Carl Hauptmann: Ephraims Breite. Berlin 1900, S. 42-43.
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