Katharina
Katharina

[573] PETRUCHIO.

Nimm an, sie schmält; nun, ruhig sag ich ihr,

Sie singe lieblich wie die Nachtigall.

Nimm an, sie mault; ich sag, ihr Blick sei klar

Wie Morgenrosen, frisch getränkt vom Tau.

Nimm an, sie muckt und redet nicht ein Wort;[573]

Dann preis ich ihre Zungenfertigkeit

Und ihres Vertrags zaubrische Gewalt.

Ruft sie mir: »Packt Euch fort!«, ich sag ihr Dank,

Als ob sie sagte: »Bleib die Woche hier!«

Schlägt sie die Heirat ab; »wann«, frag ich, »soll

Das Aufgebot sein, wann der Hochzeittag?« –

Doch seht, sie kommt; nun sprich, Petruchio.

Guten Morgen, Käth'; ich hör', Eu'r Nam' ist das.


KATHARINA.

Ihr hörtet recht, obgleich halbtaubes Ohrs,

Man sagt Kathrina, redet man von mir.


PETRUCHIO.

Ihr lügt fürwahr; bloß Käthe nennt man Euch,

Und rasche Käth', auch wohl erzböse Käth'.


Die gezähmte Keiferin (Akt II, Szene I)[574]

Quelle:
Heinrich Heine: Werke und Briefe in zehn Bänden. Band 5, Berlin und Weimar 21972, S. 573-575.
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