Scena prima.

[755] Matz der Fleischer. Hans der Baur. NB. Der Fleischer hatt seine Buden auffgemacht vnd hott darin feil allerley Fleisch von Ochsen, Lemmer, Keller Hamel vndt Schweinen, vnd sein Wage dabei hatt es auch ein teyls jn stucken wie er sie verkauffen wil gehawen.


HANS. Et is jo huden Donnerstag datt de fleischer werden vel habben jck mott hengahn vnd miner fruen etlich fleisck kopen. Mih ducht wo jck anderst recht se, datt Meister Tihes schon da steitt jn sinem scharren, jck wil tho ohme gan vnd tho sehen watt hey gudes hatt jck habbe sust noch hn weile von ohne watt kofft dat js dat erste mal de andere fleiscker so vorher hir jn der staadt war, datt was en kaler Deffe vnd lose Schinder vnd muste ohnen datt fleisch so her gotts dur bethalen vnd man krecht doch nicht gudes dauor. De wech solde my zwar wol nicht verdretten ock dat geltt nich geruhen wen jch nhur watt gudes daruor krigen konde, jch wil et doch mitt diesem Kerl ock versoecken, offe hey sick wat ehrlicher als de andere verholden wolde. NB. gehet nhu vor den scharren. En guen Dach Meister Thies.

MATZ. Danck hoit liebär man wie stoits was bränget ehr gutts?

HANS. Ick bringe nich vel jck wolde tho sehen watt gi gudes von fleisck hedden.

MATZ. Ich hoi gutt Rindfleisch ar sacht as jst gar naturlich fleisch jch hoi arst gestern das Rindt geschlachtet, es war ein gar junges Rindt vnd war frischer Artt. Sacht jch hoi schön Schepsa fleisch schön lambfleisch Sacht welch ein schön Kalb äst das begart ihr was gelt so wel ächs euch vmb billigen wärt laßen, jch hoi ach schön Schweinefleisch.

HANS. Wen gidt nicht tho dür gefen wolden so wolde jck ein pundt oder teine vom Ossen kopen den mine frue iß hoplich vnd jck wone vp einem Dorpe da man nischt vor gelt krigen kan, vnd jch willet ohr mittbringen dat se sick daran verlusten mochte.[755]

MATZ. Ich kons nicht andars gaban als das pfund vmb atzan phannig vnd saht hir hotter zahn pfund.

HANS. Wal segge gi nhu acht ein pennig vor ein solk stucke fleisch solle datt thein pundt sin dat kan jck noch nicht gloffen.

MATZ. Äs ist vor Gott zahn phundtt äch wals auch zu wagan sacht her. NB. Wigetts. Sacht das jst zahn pfund.

HANS. Ick mutt et gü so tho gefallen glouen auerst et js mi gar mislich dabey.

MATZ. Das dich potz Laide rore mainstu dan das jch nich ehr fleisch ausgehawe vnd verkaufft hoi?

HANS. Datt geliffe jch wol datt gi wol mehr fleisch hebben entzway gehawen, dar wedder segge ick ock nicht.

MATZ. Wiltu es dan noch han, oder was wiltu machen?

HANS. Watt schall Ick dauor gu geffen.

MATZ. 18 pfennig vor das pfund geringer kan jchs nicht geben.

HANS. Et is tho vel jch wil ju 15 penni geben.

MATZ. Dat dich heylosen Kerl potz leide rore meinstu den das jch mein fleisch verschenken wollte.

HANS. Jey dorffet et darumb nicht verschencken jey muttet aberst gleichwol och so maken dat wi armen lüde dar by bliffen konnen, denket doch suluest tho dat js jo ein geringe stuck fleisch datt man dauor tein groschen geffen sell et konden sick so kum zwe lutte daran vp einmal satt an etten vnd wan mi alle min eten vp minen disch solte zein groschen kosten so wurde jck balde theun armen Man werden.[756]

MATZ. Ich kans nicht anderst geben, das jst vom frischen Ochsen, wens vom Landtochsen wer so helle es seine was sih da hastu fleisch gib mir gellt wieder.

HANS. Nee datt kan ich nicht dhon, ehr ick et so dhur bethalen wil, so moge gi ju fleisch beholden, so beholde Ick min gellt ock, et is aber tho erbarmen datt hir so ein schinderey geledden werdtt.

MATZ. Ich lis dich die plage habe das dich potz leide schende jch wil das fleisch nicht wieder haben, den du hast es jn deiner handt gehabtt vnd hast darumb gefeilschett, da nimb es hin vnd gib mir mein gellt, oder ich wil dir ein ander possen sehen laßen, vnd sieh dencke darzu vnd gib mir mein gellt ehe den du von dieser stette gehest.

HANS. Gi werdet mi glickwol noch keine gewaltt thun hir vp dem Marckt vnd mi zwingen, das Ik weder minen willen gu wat affkopen sol.

MATZ. Du solst es thun oder jch wil dir mitt dem Beyl dermaßen vmb den Kop gehen, das du es fülen solst, vnd wil dich vor dein Großvogtt noch dazu verklagen der sol dich jns lock stecken vnd die schwingfedder ein wenig ziehen.

HANS. Ey sol vnd mutt Ick et den koppen vnd mehr dauor geffen als et wertt is so nimb datt geltt hen jn hundert tusent Duffel Namen, vnd werder rik mett, datt dich heylosen hundeler nummer gutt geschey vnd ditt mal von di gekofft, aber du datt mines lebetags nicht mehr vnd sol jck ock jm jahr kein fleisch elten, du schalt aber gleichwol wetten, datt jch ... vmb sonst nicht schalst gethan hebben. Gehet abe.


Quelle:
Herzog Heinrich Julius von Braunschweig: Die Schauspiele. Stuttgart 1855, S. 755-757.
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