Scena secunda.

[757] Hans der Baur. Conradt der Schwabe. Clas der Thüringer.


CONRAT. Sieh mein Kerl was mogen se da vor ein Zang haben bey der fleischbangk.[757]

CLAS. Ech kans nicht wißen, vieleicht wirdt der fleischer seiner gewonheitt nach die Leutte betriegen vnd das sie derhalben mitt jhm jn wort gerathen sein.

CONRAT. Der Man der da gehet kompt von dem scharren her, kom wir wollen zu jhm gehen vnd jhn ansprechen vnd vernemmen was er gutts vorgeben wirdett.

CLAS. Das bin ich wol zu friden.

CONRAT. Grus euch gott gutter freuntt.

HANS. Danck heftet.

CONRAT. Seidtt jhr vorm scharrn gewesen?

HANS. Ich bin der jo gewest sol dem Kerl dauor hundert Duffel jnt dem liffe faren.

CONRAT. Wie so hatt er euch nicht gutt fleisch verkaufft?

HANS. Wat scholde hey mi vorkofft heffen, sü datt hefft ick ohm vor thein pundt verkoppen motten.

CONRAT. Dat siehe jch nicht dauor an, das es zehn pfundt wigen sollte.

HANS. Ick hebbet jm gleichwol so bethalen mutten vnd zwang mick auch dar tho das jck weder minen willen schon nemen muste den hey secht weil jck et hedde jn den füsten gehabtt vnd darumb gefeilschet hedde so sol jck och beholden.

CONRAT. Ich wol jhm den Deuffel gebe habe.

HANS. Wat scholde jch armer man macken, et was mi meisten theyls darumb tho don datt jck miner frawen, welcke hoplich jst mochte watt mitt tho hus bringen, sonsten wol jck ock nich gethan hebben auerst jck wilt ohme so nicht schencken, jck wil hen gahn vnd wil[758] et dem grottvogtt klagen ehme solln denn fefftig duwel jn datt liff faren.

CONRAT. Kennstu den Grosvogt wol?

HANS. Wo sol jck nicht kennen jck hebbe ohm wel so manch junge hohner vnd gutte frische ayer gebracht, datt jch ohm wol kenne.

CONRAT. Ey hort jhr gutter freundt, wen du mich woldest mitt nemen jch wollte den Grosvogtt auch gern ansprechen vnd vber den fleischer klagen, den hort was jch doch sagen sol was er mir am neben vor einen poßen gerißen hatt, jch war bey jhme vor dem scharren vnd kaufte jhme ein stück rintfleisch ab das war jm ansehen gros vnd schon, vnd jch vermeinte jch hette einen gutten Kauff gethan, namb es mitt mir jns Wirtthaus woltte es kochen vnd geste darauff bitten, als jchs aber zum feur brachte vnd es begunte zu siden, da verlor es sich jm pott, vnd plieb kaum der dritte teyl jm pott, vnd wen das so gelten sollte, das wir arme leutte sollen der maßen auffgesatz vnd betrogen werden, so mochte der teuffel hier herkommen vnd jch nicht.

HANS. Ich wil dick gern mittnemen, aber du darffs dir datt nicht wundern latten mitt dem fleisch, datt js nicht nhu datt können de bosewichter die flischer wen sie bouen sin willen, wol so behende macken, datt mantt so balde nicht market.

CONRAT. Lieber sagtt es mir doch, wie sie es doch machen.

HANS. Wo sollet sie et macken sie blasen dat fleisch so vp, datt et gar dick vnd grot wirdt vnd also ein grott ansehen gifft.

CONRAT. Ey so mochte er eben so mehr jn den hindern blaßen, datt sie gott schendt alle losen betriger.

CLAS. Das sie der hagel thor schlage so mag der Duffel von jhn kauffen vnd ech nicht.

CONRAT. Nhu so wol wir hingehen vnd es dem Grosvogtt klagen.[759]

CLAS. Ich will mitt gehen, so konne wirs zugleich mitt einander verrichten.

CONRAT. Hastu ehm den auch etwas zu klagen?

CLAS. Freylich habe ich auch vber den schelmen den fleischer zu klagen, daß er mich auch so schentlich betrogen hatt, den jck kaufte vor zwey tage auch fleisch von jhm vnd vberrett mich es were vom Rinde vnd wie jchs jn die schenke brachte, sah jch das es von einer Kühe war, den die Zitzen saßen noch dran vnd er wog mirs vor vierzehen Phundtt zu als jchs aber zu haus nach wog da wogs nhur sieben Phundt vnd das woltt jch dem Grosvogt klagen das mir der schelm mäße mein geltt wiedergeben.

HANS. Ich loffe wen jck min fleisch ock lete nach wegen et solde mi ock wol so gan als juck.

CONRAT. Wolle mer den nhu hingehen.

HANS. Ick ga mitt.

CLAS. Last vns gehn jn gottes name. Gehen abe.


Quelle:
Herzog Heinrich Julius von Braunschweig: Die Schauspiele. Stuttgart 1855, S. 757-760.
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