Scena sexta.

[776] Marckmeister. 2 Knecht. Matz.


MARCKMEISTER. Mir jst lange leid dauor gewesen, es werde einmal einen solchen ausschlag gewinnen, Ah Ah wie hart habe jch mein gewißen des hüben halber beschwert, jch füle es schon wie es mich drenge jch wolle das jch schon dott were. Ihr Knechte laufft hin nach dem scharren nemet jhm alles fleisch vnd last euch 200 fl. dazu geben, hatt ers nicht an gelde, so nemetts jhm an Kleidern vnd verbittet jhm bey leibes straff sich des scharrens hinfuro zu enthalten, jch wil zu haus gehen vnd wen jhrs verrichtet bringt es mir jn mein haus vnd denkt sehet auch nicht durch die finger.

BARTHOL. Wir wollen wol thun das es recht jst man solle den schelmen gar auffhenken er hette es lengst verdient NB. Die beide Knechte gehen hin vnd nemen jhm das fleisch.

ZAZARIAS. Horstu wol du loser Bube, wir haben Befel vom Grosvogtt dir dieses fleisch zu nemen.

MATZ. Ey fart doch so mitt gewalt nicht mitt mir.

BARTHOL. Dar hilft nichts vor du must nicht allein das fleisch sondern auch 200 fl. straff darzu geben.

MATHIAS. Ach wo wolte jch so viel geldes finden das jch eine solche hohe Summe geben konte.

ZACHARIAS. Kriege das geltt heruor, das du den armen leutten, so diebischer schelmischer weiße abgelogen vnd abgetrogen hast.

MATHIAS. Ey thut doch gemach, was jch habe wil jch gern geben.[776]

BARTHOL. Was du an Gelde nicht hast, dauor gib deine seiden Kleider, silbern Weidemesser, und was du sonst hast her.

MATTHIAS. Ach wollet jhr mir den nhu nichts lassen vnd also gar zum Bettler machen.

BARTHOL. Gedencke das du manchen menschen arm vnd zum Bettler durch deine schinderey gemacht hast.

MATTHIAS. A. laßet mir doch etwas, damitt Ich jo nicht ganz vnd gar zum Bettler werde, was jch gethan habe, das jst mir leidt jch wils als mein lebtag nicht mehr thun.

BARTHOL. Du solt es auch nicht mehr thun, den jch verbiete dir bey verlust Leibes vnd Lebens das du hinfuro keinen scharren alhir mehr auffmachest, horstu das wol.

MATZ. Ah. Soltte jchs nicht horen, jch armer Man hore es mitt schmertz.

BARTHOL. Da hilfft nichts zu, du hast wol gehort, was jch dir gesagett habe vnd gib den Schlüssel zum Scharren her, denn wollen wir das fleisch so lange verwaren bis das wir dis Zeug weggetragen haben. NB. Er giebet jhm den schlußel sie schließen zu vnd gehn mit den Kleidern vnd dem Zeuge abe. Der Fleischer geht auch weinend abe.

Quelle:
Herzog Heinrich Julius von Braunschweig: Die Schauspiele. Stuttgart 1855, S. 776-777.
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