Scena quinta.

[544] Silvester. Vincentius Ladislaus vnd die Diener.


VINCENTIUS LADISLAUS. Gnediger Herr, Wir können E.F. Durchl. etwas in geheim zuuermelden vnd anzuzeigen nicht vnterlassen, Bitten derhalben, Sie wolle vns hören, Vnd weil es geheime sachen sein, die Diener lassen abtreten.

SILUESTER. Ihr Diener, tretet abe.

VINCENTIUS LADISLAUS. Gnediger Herr, Wir können aus grosser Quael, Pein, vnnd Marter, so wir in vnserm Hertzen tragen nicht vnterlassen, Derselben vnser grosses anligen zuoffenbaren, Vnd ist nun an deme, Das wir aus angeborner vnnd eingepflantzter grosser liebe vnnd trew dermassen vnser Hertz gegen der schönen Angelica in liebe entbrent, Das wir auch auff Erden keine andere zu vnser Ehegemahel vnd Bettgenossen begeren, als eben dieselbe. Wir haben auch wol so viel aus allen jhren geberden vermerckt, das sie zu vns, wegen vnser geschicklicheit, erfarenheit, auch schönheit ein sonderlich Hertz gefasset, vnd ein Aug auff vns geworffen hat, Dieweil dann E.F.D. hier in dieser sachen viel guts thun köndten, als wollen wir gebeten haben, sie wollen diese Heyrat[544] zu werck richten. Denn solts nicht geschehen, so müsten wir vor angst, schmertzen vnd hertzenleid sterben vnd vergehen.

SILUESTER. Es ist nicht ohne, Ich habe wol gemercket, an allen jhren Geberden, Das sie euch lieb hat, Dann ich gab achtung darauff, das sie auff ewre Rede fleissig hörete, Vnd insonderheit hat sie ein vberaus gros wolgefallen an ewrem Tantzen vnnd Springen, Ich lasse mich auch wol bedüncken, Ich wil diese Heyrath wol zu wege bringen, Ich wil mit meiner Gemahlin reden, Aber mir ist leide, die Jungfraw werde mir nicht gleuben, Ihr müsset mir ein Zeichen geben, das ich jhr zeigen könne, Sonsten solte sie wol meinen, ich spottete jhrer.

VINCENTIUS. O von dieser Rede wirdt vnser Hertz dermassen erfrewet, das es vns wol möchte aus dem Leibe springen. Vnd bitte nochmals, E.F. Durchl. wolle das beste thun, Vnd zum Zeichen, wollen wir jhr diesen Ring verehren. Gibt jhme den Ring.

SILUESTER. Nun ich wils mit vleis ausrichten, Gehet jhr dieweil in meinen Marstall, vnd besehet die Pferde, Gegen Abendt kömpt wider, So wil ich euch vermuthlich guten bescheidt sagen. Vincentius gibt dem Hertzogen mit grosser Ehrerbietung die Handt, vnd der Hertzog gehet abe.


Quelle:
Herzog Heinrich Julius von Braunschweig: Die Schauspiele. Stuttgart 1855, S. 544-545.
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