Scena quarta.

[302] Iohan. Adrian. Thomas. Gastgeber. Iohan Bouset.


GASTGEBER. Willkommen, Woher, woher jhr gute Gesellen.

ADRIAN. Habet danck guter Herr, das jhr vns fraget. Wir kommen jetzundt von Rom, Vnd haben den weiten weg hergezehret, Vnd[302] seind müde von der Reise, Vnd wollen hie gern bey euch ablegen, Vnd bitten freundtlich, Ihr wollet vns herbergen vor vnser Geld.

GASTGEBER. Gar gerne, Ihr solt mir liebe Geste sein, Vor Geld herberge ich gern.

IOHAN BOUSET. Seid vns wilkomen, Ick sal aw auerst seggen, Als gy hir wilt int Huis trecken, so möuhet ghy veel Geldt hebben, Denn myn Here is so kunstrike, ende ainen guden Schryuer, Ey kan ein X vor ein V schriuen.

GASTGEBER. Halt Schelm das Maul, vnd las mich reden. Ich verstund ja vorhin von euch, das jhr saget, Ihr kemet von Rom, Was habt jhr dann da guts newes gehort?

ADRIAN. Wir haben nicht viel sonderliches da gehört, Allein wie wir aus der Stadt giengen, sagten sie vns, das vnser HErr Gott gestorben were.

IOHAN BOUSET. Dat is niet war, De sal einmal gesturffen sin, ende kan nůmmermehr staruen.

GASTGEBER. Ich habe dir bereit gesaget, Du solt schweigen. Aber lieber saget, Solte es gewisse sein, das vnser HErr Gott gestorben sey.

ADRIAN. Es ist nicht anderst, als ich euch gesagt habe.

IOHAN. Es ist also, guter Freund, Ich habe es auch gehort, das mans gesagt hat, Vnd ich war noch etwas lenger inn der Stadt, als mein Geselle, Da sahe ich, Das zwey lange Leitern am Himmel stunden, Vnd die Engel stiegen auff vnd abe, vnd theileten Spende aus.

IOHAN BOUSET. Behüt my Godt, welck ein groet lögen is dat.

GASTGEBER. Das ist wünderlich zuhören.

THOMAS. Es ist vor Gott nicht anderst, Ich habe es gehort, das mans gesaget hat, Habe auch gesehen, das die Engel Spende ausgeteilet.[303] Vnd ich bin selber mit zugelauffen, vnd habe Spende geholet, Vnd sehet, Das ist noch ein stück von dem Brodt, welches die Engel haben ausgeteilet.

GASTGEBER. Der vmbstende sein so viel, das ichs glauben mus. Ey lieber, Lasset mir doch des Brodts ein wenig zu kommen, wann ich etwan andern Leuten dauon sagen werde, ich es damit beweisen kan.

THOMAS. Gar gerne, Sehet, da habt jhrs.

IOHAN BOUSET. Wel Deufel, wat syd ghy vor ein groeth Sott. Glöfft ghy dat, dat vnse Heere Godt gestoruen ist? Glöfft ghy, dat de Engel van den Ledder gestigen is? Glöfft ghy, dat dat Brodt vth dem Himmel sy? Siet dat is Brodt vth vnse Huis, dat is Brodt alse dat.

GASTGEBER. Worumb soll ichs nicht gleuben? Reden sie doch alle drey aus einem Maul, vnd haben darzu so viel vmbstende dabey angezogen, das ichs billich gleube.

IOHAN BOUSET. Ghy möget het glöfen, so lange ghy wilt, Ick sout niet glöfen, et is niet waer, Dat ghy auer ein Sott ende groit bedreger sind, dat glöfe ick waer syn.

GASTGEBER. Du wirst noch so viel waschen, Das ich dir das Maul einmal werde zustopffen, Vnd packe dich, trolle dich ins Haus. Nun jhr guten Gesellen, Kompt her, ich wil euch herbergen vor ewer Geld, wie jhr gebeten habt.


Quelle:
Herzog Heinrich Julius von Braunschweig: Die Schauspiele. Stuttgart 1855, S. 302-304.
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