Scena tertia.

[321] Iohan, Adrian, Thomas, drey Wandergesellen. Gastgeber. Iohan Bouset.


THOMAS. Ja Herr Wirth, Wir wolten gerne forth, Wenn wir nur die Rechnung sehen möchten.

GASTGEBER. Jetzundt lasse ich sie holen.

IOHAN BOUSET. Siet, hir is aw Rekenbrett.

GASTGEBER. Sehet, da habet jhr die Rechnung, Ihr habt zusammen verzeret einen Gülden.

THOMAS. Einen Gülden, Das ist noch zimblich gerechnet, Dann wir haben Wein getruncken. Ey Herr Wirt, Mit dem Gülden werdet jhr auch nicht Reicher werden. Wir seind arme Gesellen, Vnd haben nicht vbrig Geld, Vnd haben noch weit zureisen, Ehe wir da kommen, da wir daheim sein. Wie deucht euch, Wann ich euch ein Liedlein sünge, das euch gefiel, Wollet jhr vns den Gülden schencken?

GASTGEBER. Ich weis fürwar nicht, Doch das Liedlein möchte darnach sein, Das mirs gefiele, So möchte ichs noch wol thun.

THOMAS. Ich wils versuchen. Hebet an zu singen.
[321]

Gros liebe hat mich vmbfangen,

Gegen einem schönen Jungfrewlein,

Nach ihr stehet all mein verlangen,

Wie gerne möcht ich bey euch sein.


GASTGEBER. O nein, Das gefellt mir nicht.

THOMAS. So wil ich ein anders singen:


Nach grüner Farb mein Hertz verlangt.


GASTGEBER. Das gefelt mir auch nicht.

THOMAS. Ich wil noch eins singen.


Groß Pein trag ich im Hertzen

Gegen einem Jungfrewlein.


GASTGEBER. O nein, das thuts auch nicht, Es muß noch anderst klingen, wann mirs gefallen soll.

THOMAS. Gefelt euch dann das nicht, vnd ist ein solch schones Lied, Laß schauwen, Ob ich dann nicht eins könte bedencken das euch gefallen möchte. Schweiget ein weinig still, vnd bedencket sich. Nun ich hab eins bedacht, Ich hoffe Herr Wirt, das werde euch gefallen. Singet.


Ich sehe wol es wil nicht anders sein,

Ich muß zum Beutel greiffen.


Greifft aller hand nach dem Beutel vnnd machet jhn auff.


Kom heraus du liebes Kindlein,

Der Wirt der will gezalet sein.


Wie gefelt euch das Herr Wirt?

GASTGEBER. Wenn jhr so singet, das gefelt mir woll.

THOMAS. So habt grossen danck Herr Wirt vor alle wolthat, So seit jhr hiemit gezahlet, Dann jhr habt selber gesagt, Wann ich ein Lied sünge, das euch gefiele, So woltet jhr vns die Zeche schencken, Das habe ich nun gethan. Lauffen alle hinweck.


Quelle:
Herzog Heinrich Julius von Braunschweig: Die Schauspiele. Stuttgart 1855, S. 321-322.
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