Scena duodecima.

[394] NERO wann er sich niedergelegt zuschlaffen, so kompt seines Sons Infans Geist, vnnd hat am Halse hengend eine Flessche, vnd in einem armen einen[394] Topff mit Kolen, vnd ist vorn in der Brust auffgeschnitten, vnd blutig, vnd spielet auff einer Cithern, vnd gehet vmb Neronem drey mal herumb, spricht aber kein wort, entlich wachet Nero auff, wischet in die Höhe, erschrecket sich, schlegt ein Creutz fur sich, vnd spricht. Hilff Gott, Was ist das? Der Geist verschwindet alsbaldt, vnd Nero legt sich wider nieder zuschlaffen. Inmittelst kompt seines Vaters Geist, vnd hat das Beil in der Handt, vnnd den Pfriemen im Kopff, gehet vmb jhn herumb, spielet auff einem Pandor oder Lauten, spricht aber kein wort, Nero erwachet entlich dauon, wisschet auff, erschrecket sich, vnd bleibet sitzen, schlegt ein Creutz fur sich, vnd der Geist verschwindet. Nero legt sich wider nieder, vnd schlefft, in dem kompt seins Brudern Sons Geist, hat einen Strick am Halse, vnd schaum vorm Maul, spielet mit der Cithern vmb jhn her, er erwacht dauon, erschrecket hefftig, windet den Kopff in den Mantel, vnd beginnt wieder zuschlaffen, vnd der Geist verschwindet wiederumb. Inmittelst kompt seiner Mutter Geist, hat ein Messer in der Kehlen, gehet vmb jhn her, vnd spielet auff einem Pandor, er erwachet dauon, vnd erschrecket, legt sich doch entlich wider nieder zu dem schlaff, vnd der Geist verschwindet. Darnach kompt seines Brudern Gemahls Geist, hat ein klein Kindechen auff den armen, vnd einen Apffel in der Handt, spielet auf einen Pandor, vnd gehet vmb jhn herumb, Er erwachet dauon auff, vnd erschrecket, der Geist verschwindet, vnd Nero legt sich wider schlaffen. Inmittelst kompt seines Brudern Geist, hat eine Wehr im Leibe, vnd mit jhme seine Drey Räthe ohne Köpffe, vnd tregt ein yeder seinen Kopff in der Schüssel, gehet vmb ihn herumb, vnnd spielet auff der Lauten, Nero erwachet dauon, erschrecket hefftig. Stehet auff vnd spricht. O hilff Gott, O wie ist mir so wehe vnd bange, O wo sol ich hin? O das ich nur Todt were, Damit ich dieser grossen qual, marter vnd pein abkeme. Zittert vnd bebet. O wo sol ich hin vor grosser angst. Ich kan vnd vermag hier nicht lenger zu bleiben, Ich wil hinaus in den Wald gehen, vnd versuchen, Ob es dar wolte besser mit mir werden. Gehet abe in den Waldt.


Quelle:
Herzog Heinrich Julius von Braunschweig: Die Schauspiele. Stuttgart 1855, S. 394-395.
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