Zweyter Auftritt.

[205] Vorige. Ritter Günther.


GÜNTHER. Dank, dank, mein lieber Käsperle!

KÄSPERLE erschrickt und setzt ab – bey Seite. Hat ihn der Teufel schon wieder da?

GÜNTHER. Wie ich sehe, geht es dir hier recht gut.

KÄSPERLE mit vollem Mund. Passabel! Passabel! Wollt ihr mitspeisen, Herr Ritter! es ist euch von Herzen gegönnt.

GÜNTHER. Ich habe keine Zeit – mein Bleibens ist hier nicht lange – wichtige Unternehmungen fördern meine Eile.

KÄSPERLE. Ich wünsch euch n' glückliche Reise.

GÜNTHER. Wenn du abgespeißt hast, folgst du mir in den Forst.

KÄSPERLE. Wer?

GÜNTHER. Du!

KÄSPERLE. Kann ohnmöglich seyn – ich steh heut vor Nacht gar nicht da auf.

GÜNTHER. Schurke! bist du nicht in meinem Dienst – mußt du mir nicht folgen, wohin ich will?

KÄSPERLE. So lang ihr mit Menschen zu thun habt, ja, – aber gegen den Luzifer zieh ich nicht zu Feld, das sag' ich gleich.

GÜNTHER. Dummkopf! du begleitest mich zu einem Einsiedler in den nahen Forst.[205]

KÄSPERLE. Zu einem Einsiedler? ach – das ist etwas anders – auf alle Weiß, da geh ich mit euch – Steht auf.

GÜNTHER. Ich erwarte dich vor der Herberge. Ab.

FROWALD zu Käsperle. Wie aber, guter Freund! wenn der Einsiedler ein böser Geist wäre? wenn er Macht hätte, sich in diese fromme Maske zu hüllen, um euch zu verführen?

KÄSPERLE setzt sich wieder an den Tisch. Er geht nicht mit, er bleibt da!

GÜNTHER ruft. Käsperle!

KÄSPERLE. Ja – ich komm ja schon! Ißt.

FROWALD. Ihr werdet euren Ritter mürrisch machen, guter Freund! geht lieber mit ihm, es wird ja den Hals nicht kosten.

KÄSPERLE. Aber meinen Buckel kanns kosten – ich spür' die Akzidenzeln ohnehin noch, die mir die verdammten Geister aufg'messen haben.

GÜNTHER kommt. Wo bleibt denn der Schurke so lange? Willst du dich auf den Weg machen.

KÄSPERLE fällt vor ihm auf die Knie, weinend. Ach lieber Herr Ritter! laßt mich lieber da bey der Mahlzeit – ihr habt keine Ehr davon, wenn ihr mich mitnehmt.

GÜNTHER zieht sein Schwert. Schurke du! willst du mich äffen?

KÄSPERLE schreyt – springt auf. Haltet ein – ich geh ja schon. – Da ist ja ein verdammter Streich, wenn man einen ehrlichen Kerl mit Gewalt zum Belzebub prügelt. – Weint laut. Er jagt ihn. Ab.


Quelle:
Die romantisch-komischen Volksmärchen. Leipzig 1936, S. 205-206.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Die Teufelsmühle am Wienerberg
Die Teufelsmühle am Wienerberg