Analytischer Inhalt.

I. Ueber Hrn. Klotz Homerische Briefe.
  • [191] 1. Warum es nicht so leicht sey, in unsrer Zeit Homer, in Absicht auf seine Sprache und seine Menschen, zu beurtheilen? Ob Homer das Maaß des Menschlichen Geistes? und ob es aus seinem Zeitalter wahrscheinlich sey, daß er das Lächerliche affektiren wollen?
  • 2. Hrn. Klotzens Tadel auf Homer ist längst bekannt, und kein Tadel. Ekphrase der Episode Vulkans, zum Beweise, daß er kein Possenreißer seyn wolle.
  • 3. Ein Blick auf Thersites und Irus in Homer. Rettung des Lope di Vega und Milton, in Absicht auf ihre Lachsucht. Kann eine Epische Hauptperson lächerlich seyn? Nein! Rettung des Homerischen Ulysses. Darf sie lachen? Warum nicht?
  • 4. Unterschiede, die Hr. Klotz übersehen. An sich ist lächerlich und belachenswerth; Haupt- und Nebenpersonen; die Theile eines Gedichts, und das Ganze; eine sich in andre auflösende Empfindung, und das Hauptgefühl der Epopee, nicht einerlei.
  • [191] 5. Kann man Mythologie in Religionsgedichte mischen? Zuerst: merkliche Schwierigkeiten in der Lateinischen Sprache. Zeiten und Länder unter scheiden noch mehr. Sonderbarkeit der Dichter, die in Italien bei Wiederauflebung der Wissenschaften sangen. Der Poetische Gebrauch der Mythologie muß alles entscheiden. Rettung der Mythologie in Milton.
  • 6. Einschränkung und Auseinandersetzung der ganzen Materie. Poetische Grenzen der Mythologie in Religionsgedichten. Ob ein geistlicher Dichter der Dogmatik zu gut schreibe?
  • 7. Proben der großen Wirkung heidnischer Ideen in Gedichten unsrer Religion. Prüfung der neuen Vorschläge, auf was Art die Mythologie für unsre Religion zu brauchen sey?
  • 8. Und für unsre Kunst. Ueber die Stralen, die Flügel, und den Donnerstral in der Kunstvorstellung unsres Gottes. Prüfung der Vorschläge hierüber nach Alterthums- und Religionsbegriffen. Ists was Unerhörtes, daß Christliche Dichter Gott auf einem Donnerwagen schildern?
  • 9. Von der Mythologie in Profangedichten unsrer Zeit. Ob sie durch Entdeckungen der Naturlehre, und der Geographie, oder gar durch Allegorie ersetzt werde? Ueber Ramlers Liebe zur Poetischen Allegorie.
  • 10. Kritik über den Rest, und Urtheil über das Ganze der Homerischen Briefe.

II. Ueber die Schamhaftigkeit Virgils.
  • 1. Ist die Keuschheitsvisitation eines Dichters der Poetische Zweck desselben? Muß man die bona fama eines Poeten, nach seinen Versen beurtheilen? Ungereimtheiten hieraus, und ein Wink auf die wahre Grenzscheidung darüber.
  • 2. Grund der Schamhaftigkeit in der Menschlichen Natur. Daß das κακοφατον ein schlechter Zeuge derselben sey. Rettung der Homerischen Episode des Paris.
  • [192] 3. Untersuchung der mancherlei Schambegriffe, bei der Liebe, bei dem Nackenden, bei gesellschaftlichen Ehrbarkeiten. Unterschied zwischen der natürlichen, gesellschaftlichen und Moralischen Schamhaftigkeit.
  • 4. Unterschied dieser Empfindungen bei verschiednen Nationen, Morgenländern, Griechen und Römern gezeiget. Rettung der Griechischen Freiheiten hierinn.
  • 5. Darlegung des Plans im ganzen Klotzischen libello. Voll Allgemeinörter, ohne Philosophische Bestimmung, ohne nationelle Unterscheidung.
  • 6. Und ohne charakteristische Beleuchtung Virgils. Wie ungewiß ihn Hr. Kl. rette, und wie unpassend mit Homer vergleiche?
  • 7. Ueber die persönliche Schamhaftigkeit Virgils. Ob, und wie sie gerettet werden könne? Abhörung des Donatus, Servius, Martialis und Apulejus darüber. Lob der Heinischen Ausgabe Virgils.

III. Ueber einige Horazische Rettungen und Erläuterungen.
  • 1. Seltne Art Hrn. Klotzens, mit Harbuin Krieg zu führen. Wie Harduin wiederlegt werden sollte?
  • 2. Vom Klotzischen Commentar über Horaz. Wie sehr er den Ton der Horazischen Poesie verfehle? an der ersten Ode Horaz gezeigt. Auch andre haben den Ton dieser Ode nicht getroffen. Von dem Poetischen Wortbaue des Choriamben.
  • 3. Auch aus dem Tone der zweiten Ode erläutert uns Hr. Klotz sicher weg. Prüfung einiger andrer so genannter neuer Erläuterungen Horazens.
  • 4. Wie wenig Hr. Klotz bisher zum Horazischen Geschmacke beigetragen? Zweifel gegen die Erläuterungsmethode Horazens, nach Batteux Manier. Wie sehr diese die Horazische Ode zerstücke und zerlege? Klotzens Begriff von den Digressionen, und dem Charakter Pindars.
  • [193] 5. Ueber die Parallelenmacherei bei einem Dichter. Ueber den Gemmengeschmack bei Lesung desselben. Ueber den Misbrauch gelehrter Commentare. Geßners schätzbares Zeugniß darüber.
  • 6. Meine Art, Horaz und neue Horaze zu lesen.
  • 7. Nachschrift und Enderklärung.
Quelle:
Johann Gottfried Herder: Kritische Wälder oder Betrachtungen, die Wissenschaft und Kunst des Schönen betreffend, nach Maßgabe neuerer Schriften. 1769, in: Herders Sämmtliche Werke. Band 3, Berlin 1878, S. 191-195.
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