Achte Scene.


[447] Vorige. Offiziere und Bürgervorsteher, unter ihnen Grüneberg, Geertz, Schröder, Zipfel, Würges treten ein. Gneisenau giebt Weber einen Wink, Heinrich nach einer Bank links im Hintergrunde zu führen.


GNEISENAU zu den Offizieren.

Meine Herren!

Aus wohlerwognen Gründen, kraft der Vollmacht,

Die mir zusteht als Gouverneur der Stadt,

Cassir' ich kurzer Hand das Todesurtheil.


Freudige Bewegung der Frauen.


In welche Strafe ich den Spruch verwandle,

Davon hernach.

HEINRICH aufspringend.

Herr Commandant –

GNEISENAU.

Ihr habt

Zu schweigen, Heinrich Blank.


Zu Rose.


Noch eine Bitte

An Jungfer Rose hätt' ich. Dieses Blatt

Enthält mein Testament und Abschiedsgrüße

An Frau und Kinder. Wenn ich nicht mehr bin,

So bringen Sie den Meinen dies Vermächtniß.

Sie sind mir werth geworden, gern bekenn' ich's.

Den Adel Ihrer Seele lernt' ich schätzen,

Ihr Vaterlandsgefühl und Ihren Muth.

Gott schütze Sie! Hier diesen Händedruck[447]

Send' ich den Meinen und mein Lebewohl! –

Und nun zu unserm Kriegsrath, meine Herrn!


Er ist zurückgetreten. Rose und die Mutter entfernen sich nach einem stummen Abschiede in tiefer Bewegung.


Quelle:
Paul Heyse: Gesammelte Werke. Band 10, Berlin 1872–1910, S. 447-448.
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