Dritte Scene.


[462] Vorige. Draußen von links kommen eilig, ebenfalls bewaffnet. Nettelbeck und Würges.


NETTELBECK draußen stehen bleibend.

Was? Ihr noch hier und haltet Kindtaufschwatz,

Bis sich die Bomben zu Gevatter bitten?

Holla, macht fort!

ROSE zu ihm hineilend.

O Pathe, denkt, die Mutter –


Spricht leise zu ihm.


MUTTER.

Sie wollen mich aus meinem Häuschen schleppen,

Mich mit Gewalt von meinem Stuhl und Tisch

Und Allem hier, was mit mir alt geworden –

NETTELBECK vortretend.

Hier warten, bis der alte Kasten einfällt?

Ist das noch meine Frau Gevatterin?

Schön, Mütterchen! Courag' ist immer schön,[462]

Am schönsten aber, wo sie hin gehört,

Und hier taugt sie wie Pfeffer an die Milch.

Was? Dieser ausgediente Trödelkram,

Die hundertjähr'gen Wurm- und Wanzennester –

Die sind Euch lieber, als Eu'r Fleisch und Blut?

Nein, Frau, da schieben wir 'nen Riegel vor!

Kommt, kommt; dies ist mein letzter Freundschaftsdienst.

So, Mutter!


Hebt sie zutraulich vom Sessel auf.


MUTTER sich sträubend.

Zwingt mich nicht, ihr bösen Männer!

Laßt mich nur Einmal noch den Secretär,

Den Schrank –

NETTELBECK sie fortführend.

Ei was, die hölzerne Bagage!

Seht, keiner rührt sich, keiner weint Euch nach.

Kommt, kommt; die Rose folgt uns.

ROSE.

Nur den Korb noch –


Läuft, während Nettelbeck die Mutter hinausführt, in die Kammer links.


Quelle:
Paul Heyse: Gesammelte Werke. Band 10, Berlin 1872–1910, S. 462-463.
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