7.

[158] O könnt' ich dir gefallen,

Du meiner Seele Traum!

Ich wählte dich von allen,

Du aber kennst mich kaum.

Viel holde Fraun auf Erden gehn,

Ich bin nicht schmuck, ich bin nicht schön –

Wie könnt' ich dir gefallen,

Du meiner Seele Traum!
[158]

Zum kühlen Grund ich gehe,

Da steht eine Linde grün.

Am Stamm wohl in die Höhe

Die wilden Rosen blühn.

In Schattennacht vereint die Zwei –

Ich denke dein und mein dabei!

Zum kühlen Grund ich gehe,

Da steht eine Linde grün.


Zusammen blühn und sterben,

Was kann wohl süßer sein?

Dürft' ich dies Los erwerben,

Ich lachte jeder Pein.

Und träfe dich ein Wetterstrahl,

Verloderten wir Zwei zumal –

Zusammen blühn und sterben,

Was kann wohl süßer sein!

Quelle:
Paul Heyse: Gesammelte Werke, 3 Reihen in 15 Bänden, Reihe 1, Band 5, Stuttgart 1924, S. 158-159.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Gedichte
Neue Gedichte und Jugendlieder
L'Arrabbiata Und Gedichte (Dodo Press)
Andrea Delfin. Prosa und Gedichte.