9.

[159] Gerne sitz' ich so im Dunkeln,

Wenn die goldnen Sterne funkeln,

Kreisend in der stillen Rund',

So mich niemand kann erschauen,

Denk' ich dran mit süßem Grauen,

Was ich trag' in Herzensgrund.


Ward ein Liebes dir zu eigen,

Mußt dich nicht den Leuten zeigen,

Sehn dir's an den Wangen an.

Ach, und wissen's erst die Leute,

Wirst du falscher Zungen Beute,

Und dann ist's darum getan.


Doch wenn nachts die Sterne schießen,

Magst du einsam dich verschließen,

Bis dich ruft des Liebsten Mund.

Dem nur zeig es ohne Bangen,

Wie dir brennt auf Stirn und Wangen,

Was du trägst in Herzensgrund!

Quelle:
Paul Heyse: Gesammelte Werke, 3 Reihen in 15 Bänden, Reihe 1, Band 5, Stuttgart 1924, S. 159-160.
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