10.

Theodor Storm

[544] So zartgefärbt wie junge Pfirsichblüten,

So duftig wie der Staub auf Falterschwingen,

Sahn wir dich sommerliche Gaben bringen,

Im stillen Herzen Märchenschätze hüten.


Doch als die Tage heiß und heißer glühten,

Du sie verlorst, der galt dein junges Singen,

Begann ein Ton aus deiner Brust zu dringen,

Wohl stark genug, dein Wehe zu vergüten.


Nicht Märchen mehr und Träume wie vor Zeiten,

Wach schilderst du des Lebens bunte Szenen

Im Panzer goldner Rücksichtslosigkeiten.


Und deine Falter zeigen sich von denen,

Die gern in Flammen sich ihr Grab bereiten,

In helle Glut gelockt von dunklem Sehnen.

Quelle:
Paul Heyse: Gesammelte Werke, 3 Reihen in 15 Bänden, Reihe 1, Band 5, Stuttgart 1924, S. 544.
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