Des Cardinals Andreä d'Espinaii geistlich: doch großmüthiger Aufzug im Feld.

[136] Als dieser geistreiche Cardinal und Ertz-Bischoff zu Lyon / aus dem Orden S. Benedicti / vom Carl dem VIII. König in Franckreich mit ins Feld zu gehen gezwungen wurde / und die Neapolitaner samt ihren Bundsgenossen im Anmarche würcklich begrieffen waren / da ergrieffe Cardinal Buschet der auch mit dem König im Feldzug begrieffen / alsobald die Waffen / und schluffe mit anderen Geistlichen in den Harnisch; Cardinal Andreas aber weigerte sich ein gleiches[136] zu thun / sondern setzte den Bischoffs-Hut auf sein Haupt / legte einen Priesterlichen Rock an und nahme ein Crucifix in seine rechte Hand / ritte also ohne eintzige andere Waffen neben dem König allzeit unerschrocken her / bliebe auch von allem Geschooß deren Feinden gantz unverletzt / wodurch er denen fechtenden Soldaten des Königs einen grossen Muth /ihm selbsten aber ein grosses Ansehen gemacht hat.


Frag:


Wie die aufgehobene / oder doch geschwächte Freundschafft wieder zu ersetzen sey?


Antwort.


Diese Weiß lehren Aristippus und Aeschines bey Plutarch. de cohib. irâ und Laert. l. 2. dann als zwischen beeden sich eine Zwistigkeit erhoben / gienge Aristippus zu Aeschines / sprechend: Wollen wir dann nicht mehr uns versöhnen / und Kinder-Possen zu treiben aufhören / wollen wir dann vielmehr warten / biß wir denen Lotter-Buben bey dem Zechen ein Fabel werden? Da nun Aeschines antwortete / daß er sich gar gern zur Versöhnung wollte finden lassen /so gedenke dann / sagte Aristippus / daß ich als älter[137] von Jahren / mich erstens zu dir verfügt habe: worauf Aeschines widersetzte: Du bist ein weit besserer Mann / als ich / sintemalen von mir ein Anfang der Uneinigkeit / bey dir aber der Anfang zur Versöhnung ist gemacht worden.

Wann etwan Pythagorä Lehr-Jünger durch Zorn gegeneinander in Schmach-Rede ausgebrochen / so gaben sie sich selbsten noch vor der Sonnen Untergang einander die Hände / und erneuerten nach abgelegten Gruß die vorige Freundschafft. Plutarch. de fratern. amore.

Quelle:
Hilarius Salustius, / MELANCHOLINI / wohl-aufgeraumter / Weeg-Gefärth, / Vorbringend / Lächerliche, anbey kluge Fabeln, [...]. Gedruckt im Jahr 1717, S. 136-138.
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