Frecher Rath der Alten führet ins Verderben.

[96] Bey heiteren May-Tägen um frische Lufft zu schöpffen / reckte ein alter Frosch ohngefehr seinen Kopf aus dem Wasser: da er nun das schöne Wetter und die frisch-belaubte Bäume / samt denen in der Lufft freudig herumfliegenden Vöglen ersehen / fienge ihn der Fürwitz dermassen hefftig an zustechen / daß er sich entschlossen alle andere Frösch zu bereden / sich mit ihme aus der Kothlacken in die Lufft zu erheben; die junge Frösch liessen sich durch des Altens gravitätischesQuackquack leichtlich bethören / folgten ihm Hauffen-weis mit freudigen Springen aus dem Wasser auf das sandigte Ufer / hier nun streckte der alte Frosch an statt der Flügeln alle Viere gewaltig von sich / ein gleiches Thaten auch die Jungen / in Meynung / es darmit denen Vöglen nachzuthun / und sich von der Erden auf die Bäume zu schwingen; weiln aber unterdessen die Sonn durch grosse Hitz / deren sie ungewohnt / sie gantz abgemattet / sind sie insgesamt verschmachtet / und todt im Sand liegen geblieben.

Quelle:
Hilarius Salustius, / MELANCHOLINI / wohl-aufgeraumter / Weeg-Gefärth, / Vorbringend / Lächerliche, anbey kluge Fabeln, [...]. Gedruckt im Jahr 1717, S. 96-97,99.
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