Freventlich angemaßter Kirchen Gewalt wird entsetzlich gestrafft.

[385] Als nach Pipini Tod / sich zwischen dessen Sohn Carolo Martello einer / wie auch Chilperich / und Raganfridus Groß-Hofmeister / wegen Erlangung der Frantzösischen Cron grosse Strittigkeiten erhoben: Kame unter währenden solchen Carolus vor die Stadt Reims / und unter dem Prætext, in der Kirch zu S. Mariä zu betten / begehrte er von dem damahligen Ertz-Bischoffen dem Heil. Rigoberto / die Thor öffnen zu lassen; da aber solches ihme biß zur Austrag der Sache abgeschlagen worden / faßte er einen unversöhnlichen Haß gegen dem Mann GOttes / Schwure auch bey seinen Ehren / daß bey seiner[385] Zuruckkunfft Rigobertus in seiner Würde keineswegs beharren solte / wie gesagt / also geschehen / dann als er bald darauf mit seiner Armee gegen seine Gegner angeruckt / beyde so wohl Chilperich als Raganfrid siegreich aus dem Feld geschlagen / kehrte er nach erhaltener Victori nach Rheims / woselbst Rigobertus der erste Gegenwurff seines Zorns seyn muste / dann alsobald verstiesse er ihn von seinem Ertz-Bischofflichen Thron / verwiese ihn ins Elend / und stellte Milonem /einen Menschen der nur die erste tonsur empfangen /zum Ertz-Bischoff vor / ja er truge kein Bedencken andere Bisthümer und Geistliche wurden unter seine weltliche Favoriten / Graven und Edlen auszutheilen /bald darauf aber machte der Tod seinem Frevelmuth ein End. Unterdessen truge es sich zu / daß der Heil. Eucherius Bischoff zu Orleans einstens im Gebett begriffen / eilends verzuckt / und mit dem Geist in die andere Welt übersetzt wurde / unter anderen Dingen /die ihme damals gezeigt wurden / sahe er auch den bereits verstorbenen Carolum Martellum mit Leib und Seel im Abgrund der Höllen entsetzlich gepeiniget werden / aus Ursach / wie sein Englischer Geleitsmann Eucherio sagte / weiln solcher die Güter der Heiligen übel verwendet hätte. Da nun der H. Bischoff wieder zu sich gekommen war / liesse er alsobald den heiligen Bonifacium samt Fulrado damaligen Abbten des Closters S. Denis zu sich beruffen / offenbarte ihnen das gehabte Gesicht / und ersuchte[386] beede /sich ohngesaumt zu des verstorbenen Grab zu verfügen / auch so fern sie Caroli Leib nicht darinn antreffen sollten / seinen Worten festen Glauben zu zustellen; beede kommen dem Geheiß nach / verfügen sich nach der Kirch / und als das Grab eröffnet wurde / da gienge hervor ein abscheulicher Drach / gemeldtes Grab aber ware kohlschwartz / und ausgebrennt / und der Leib darinn keineswegs gefunden; derowegen sie an der Warheit des vom Eucherio gehabten Gesichts gar nicht zweiffelten / sondern glaubten / daß der ewig unglückseelige König schon mit Leib und Seel in denen Flammen der Höllen brinne. Ex vita S. Rigoberti apud Bollandum.

Quelle:
Hilarius Salustius, / MELANCHOLINI / wohl-aufgeraumter / Weeg-Gefärth, / Vorbringend / Lächerliche, anbey kluge Fabeln, [...]. Gedruckt im Jahr 1717, S. 385-387.
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