Von Königs Ariobarzenis sonderbarer Lieb gegen seinen Sohn; und dessen hingegen grosser Ehrerbietigkeit gegen dem Vatter.

[302] Als Ariobarzenes ein sehr mächtiger König Cappadociä / bey einer Zusammenkunfft / in welcher der Römische Pompejus Magnus præsiditte / seinen Sohn weit unten sitzen sahe; stunde er alsobald von seinem Königlichen Sitz auf / setzte demselben seine Cron auf das Haupt / sprechend: Ich will / daß du König seyest; hiemit trette ich dir das Reich ab; Mir / dem Vatter / ists genug / wann sein Blut und Sohn regieret: Diese unversehne Begebnus / machte den Sohn gantz erstaunend / die Zähren flossen ihm reichlich von denen Wangen /[302] für Zittern und Entsetzen fiele ihm gar die Cron vom Haupt zur Erden; er wolte auch gar nicht zu den ihm angewiesenen Thron gehen: ungeachtet alles dieses höfflichen Widersetzens / legte Ariobarzanes seine Regierung mit frölichen Gemüth nieder / und wurde der Sohn mit Gutheissen Pompeii /wider Willen zum König in Cappadocia ausgeruffen:

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Hilarius Salustius, / MELANCHOLINI / wohl-aufgeraumter / Weeg-Gefärth, / Vorbringend / Lächerliche, anbey kluge Fabeln, [...]. Gedruckt im Jahr 1717, S. 302-303.
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