Wer sich in frembde Händel mischt trägt nichts als Schimpff davon.

[343] Es triebe einsmals ein Bauer seinen Esel / so schwehr beladen / bey eines Fürsten Hof vorbey / der Esel aber / wegen des Last nicht geschwinder gehen wolte /wurde er von dem Bauern unbarmhertzig geschlagen; Als des Fürsten Hofleute solches sahen / sagten sie zu den Bauern / er solte mit dem Thier barmhertziger umgehen / dann einmal ist er sowol ein Geschöpff GOttes / als ihr seyd / wiewol ohne Verstand / ihr aber als ein verständiger Mensch / solt euren Verstand besser brauchen / und mit dem armen Thier Gedult haben: auf solches der Hofleut Klagen zuckte der Baur alsobald den Hut /[343] machte eine tieffe Reverentz gegen seinen Esel / und sagte: Mein lieber Esel / verzeihe es mir / daß ich dich bißhero so übel tractirt habe / dann ich hab es nicht gewust / daß du so viel gute Befreunde und Bekandte bey diesem Hof habest.

Quelle:
Hilarius Salustius, / MELANCHOLINI / wohl-aufgeraumter / Weeg-Gefärth, / Vorbringend / Lächerliche, anbey kluge Fabeln, [...]. Gedruckt im Jahr 1717, S. 343-344.
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