§. 29.

[47] Aber wo kommen denn nun eine solche Menge Teufel her? nemlich ein recht fruchtbarer Vater hat eine Volck-reiche Familie. Es solte wohl manchen die teutsche Redens-Art / wem sie gefällt / auf diese Gedancken bringen / ob habe der Teufel eine Mutter / wie man ihr solche Sprichworts-weise zutheilet (f) oder ob in der Hölle eine Teufelin Nahmens Lilit, die fleißig gebähre / zufinden. [g] Allein so möchte wohl jemand fragen / wer denn des Teufels Vater sey? Gewiß ist es / daß Hieronymus eines solchen gedenckt / der sich unterstanden den Teufel einen Vater zuzueignen. (h) Wenn man auch hieher rechnen wolte die Kinder / so die Aelpe zeugen sollen / (i) so würde man gewiß /daß / was den Teufel an Jungen und an Brut abgehet /allhier mit lauter Mährlein und Gedichten ersetzen: Gar anders werden wir berichtet in heil. Göttlicher Schrifft / wie nehmlich die Engel / so GOtt erschaffen / guten theils von ihme abgefallen / und ob man wohl nicht weiß / wie viel ihrer gewesen / gleich wohl /wenn man bedencket / wie in einem eintzigen Besessenen eine gantze Legion Teufel geherberget / so kan man leichtlich erachten / was vor eine unsägliche[47] Menge der Teufel seyn müsse. Aber dieses überlassen wir denen Theologen zu erörtern.


(f) Etliche verwegene Leute dörffen Sprichworts- weise sagen: Ich fürchte mich nicht / u. wenn es der Teufel u. seine Mutter wäre: L. Feller bekümmert sich um dieses Sprichworts Ursprung in Horib. Phil. c. 7. p. 103. Dergleichen verwegene Rede ist auch: man sagt / daß der Teufel wenn es donnert / und die Sonne scheinet / seine Mutter also schlage / daß sie Oele gebe: item: was der Teufel thue / wenn seine Mutter nicht zu Hause ist. Welches Præt. in Blocks-Berge anführet. 2. Th. 1. c.p. 113 (g) Von der Lilit einer Teufelin hat geschrieben Elias Levita in Thisbi f. 49. v. Buxtorft Lex. Talm. col. 1140. ejusd. Synag. Jud. c. 4. p. 80. Wie es D. Pfeiffer angeführet hat in dub. Vexat. Cent. 4. l. 22. p. 710. Hieher gehöret auch was Seldenus de Dîs Syris Syntagm. 2. c. 2. p. 250. geschrieben. Waldsch. Pyth. Endor. p. 9. 50. Und wie? wenn man sagte / es sey dieses Sprichwort der Teutschen von der Mutter des Teufels / aus der Juden-Schule herkommen / und also unter denen Christen Schertz- weise gebrauchet worden (h) Hieronym. T.V.f. 37, in Es. c. 14. Dabey auch nachgeschlagen[48] werden kan Keysersberger f. 95. Wie ihn Feller anführet / am angezogenen Orte. [i] Siehe oben / was §. 14. von Alp-Geburht gesagt worden. (k) Marc. 5. v. 9. Uber welche Worte Musculus von des Teufels Tyranney schreibet / daß seind wohl 6. biß 7000. böse Geister / welches die Pommern wohl wissen / welche wenn sie einander schelten / einer dem andern wünschet und fluchet; nun tausend / zwantzig tausend Thunnen voll Teufel / und darum auch kein Land ist / da mehr Besessene Leute zufinden / als eben in Pommern / denn sie wollens also haben / und messen einander die Teufel in Thunnen zu. Was sie noch heutiges Tages vor einen Wuntsch brauchen / ist zufinden in Theatr. Diabol. P. 1. f. 103. a. Wer mehr Zeugnisse von der Vielheit der Teufel begehret / der schlage nach / Jodoki Hokkeri Buch / welches er tituliret hat / der Teuffel selbst. In eben diesen Theatr. P. 1. f. 11. stehet: Es helffe bey dem Teuffel nicht wenig darzu / daß er grosse Heere aufbringen könne / weil er nehmlich so geschwinde sey / daher hat er auch bey denen Teutschen den Nahmen Voland bekommen. Der Voland kommt von dem lateinischen valendo d.i. starck und mächtig seyn / der nur in bösen Sachen / so viel ihm GOTT[49] verhängt / daß er auch daher der böse Voland genennet mird. Ir. Es kan kommen von volando, das ist Fliehen / in der Lufft hin und wieder streichen / wie ihn auch Paulus darum nennet den bösen Geist unter dem Himmel. Eph. 6. etc. Scheræ Miscell. Hierarch. P. 1. p. 24.


Quelle:
[Meister, Johann Gottlieb:] M. Paul Hilschers Curiöse Gedancken von Wütenden Heere. Aus dem Lat. ins Teutsche übers. von M. M., Dresden, Leipzig 1702, S. 47-50.
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