Siebente Szene


[463] General kommt wieder von links.


BARONIN. Also nichts ausgerichtet? Ich seh! Ich seh ja schon!

DER KLEINE JAROMIR. Warst du beim Theodor, Onkel Ado? Liegt er im Bett? Hat er ein seidenes Kappel auf?

BARONIN ungeduldig. Also was wars denn, Ado?

GENERAL. Er sagt, er wäre überrascht und betroffen davon, daß Sie Ihrerseits überrascht seien – wo Sie doch vor vierzehn Tagen seine Kündigung zur Kenntnis genommen hätten –, es scheint, daß dieses Ignorieren Ihrerseits die Sache verschlimmert hat, liebe Baronin.

BARONIN. Aber es muß doch eine tatsächliche Ursache haben. Er tut mir doch so etwas nicht ohne eine schwerwiegende Ursache –

GENERAL. Es war nicht möglich, ihn auf irgendeine Einzelheit zu bringen. Er hat mir nur die vier Dutzend Krawatten gezeigt – die er beim Servieren trägt. Er sagt, er ist heute nach Mitternacht aufgestanden und hat sie einsam in seinem Zimmer gebügelt, um sie heute der Beschließerin zu übergeben, und die Gedanken, die ihm während dieses Bügelns durch sein Inneres gegangen seien, die könnte er in diesem Leben niemandem offenbaren.

BARONIN. Er gibt der Beschließerin die Krawatten ab! Dann betrachtet er sich ja schon als aus dem Dienst getreten!

DER KLEINE JAROMIR. Mami, darf ich jetzt zum Theodor hinaufgehen?

ANNA. Ja, lauf hinauf und sag dem Theodor, daß ich zu ihm[463] hinaufkommen und mit ihm sprechen will. Sag: in drei Minuten.

DER KLEINE JAROMIR. Ja, Mami. Läuft fort.


Quelle:
Hugo von Hofmannsthal: Gesammelte Werke in zehn Einzelbänden. Band 2–5: Dramen, Band 4, Frankfurt a.M. 1979, S. 463-464.
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