Achter Auftritt.

[219] August. Philippine aus Nr. 3, in zusammengestoppelter Maske. Später Dörthe.


AUGUST. Pfui Teufel, wie schön sind Sie!

PHILIPPINE. Es ist der Wiederschein von Ihnen. – Gustchen schläft, aber mir ist doch bänglich. Fühlen Sie, wie mein Herze puckert.

AUGUST. Sein Sie kein Kind! Was ist denn da weiter bei, wenn man 'mal der Herrschaft 'nen Zopf macht?[219]

PHILIPPINE. Lassen wir denn aber hier Alles auf?

AUGUST. Warum nicht? ist doch die Hausthür verschlossen, ich hab' ja den Schlüssel, den nehm' ich mit, und eh' die Herrschaft zurückkommt, sind wir zehnmal da.

PHILIPPINE. Also, wo wir hingehen, finden wir die Herrschaft?

AUGUST sehr zerstreut. Nu, das ist gewiß.

PHILIPPINE. Nein, wenn mich der Herr Richard zum Tanz aufforderte –

AUGUST. Das wär' 'ne einzige Fahrt. – Ich engagiere die Frau.

PHILIPPINE. Da trifft mich der Schlag!

AUGUST ungeduldig. Die Lampe brennt doch ordentlich drinn?

PHILIPPINE. Ach, so helle!

AUGUST. Ich will lieber erst einmal nachseh'n, – ob nicht etwa ein Unglück möglich ist? – Bleiben Sie ruhig – rühren Sie sich nicht – ich bin gleich wieder da. Geht hinein nach Nr. 3.

PHILIPPINE allein. Das ist ein zu liebenswürdiger Mensch! und wie er mich zu lieben scheint. Er ist ganz in der Extase vor Freude und Glück. – Ob er mich wohl heirathen wird? – Er muß! – Wenn ich's nur recht anfange. – Ich will mich ein Bischen spröde gegen ihn anstellen, wie die Madam gegen Richard – das reizt!

AUGUST die Chatoulle unterm linken Arm, vom Domino bedeckt. Nun ist Alles in Ordnung, nun wollen wir abziehen. Er umfaßt im Gehen Philippine. Laut. Nein, ich freu' mich doch aber so –[220]

PHILIPPINE. Herr je, schreien Sie nicht, August –

AUGUST. Ich hatte mich ganz vergessen. Beide ab.

DÖRTHE die schon durch die Thür geguckt hatte. Ich glaube gar, die geh'n auf Redoute! Nein, so'n Leichtsinn! lassen das Kind allein, und hier Alles aufsteh'n – und die Lampe brennen – und hier die Laterne – sind das nichtsnutzige Menschen! – Aber heute paßt sich's gut für mich. Nun bin ich doch gewiß sicher, nu bin ich wirklich ganz allein im Hause. – Wenn Franz jetzt schon die Ungeduld gekriegt hätte und wär' fort – da könnt' ich mich doch ein Bischen graulen, so mutterseelen – ich glaube, ich graule mir schon? – Was ist denn das? – Ist das nur die Furcht, oder tappt's da drinnen wirklich? – und flüstert – es wird doch – Sich nach ihrer Thüre zurückziehend. nicht umgehen! Hier bleib' ich nicht! – Das sind Gespenster! – Und es kommt immer näher.


Schlüpft wieder in ihr Gemach.


Quelle:
Karl von Holtei: Theater. Ausgabe letzter Hand in sechs Bänden, Band 1, Breslau 1867, S. 219-221.
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