XIV. Gesang.

[237] Nestor, der den verwundeten Machaon bewirtet, eilt auf das Getöse hinaus und spähet. Ihm begegnen Agamemnon, Diomedes und Odysseus, die, matt von den Wunden, das Treffen zu schauen kommen. Agamemnons Gedanken an Rückzug tadelt Odysseus. Nach Diomedes' Vorschlag gehen sie, die Achaier zu ermuntern, und Poseidon tröstet den Agamemnon. Here, mit Aphroditens Gürtel geschmückt, schläfert den Zeus auf Ida ein, daß Poseidon noch mächtiger helfe. Hektor, den Ajas mit dem Steine traf, wird ohnmächtig aus der Schlacht getragen. Die Troer fliehn, indem Ajas, Oileus' Sohn, sich auszeichnet.


Nestor vernahm das Geschrei, auch sitzend am Trunk nicht achtlos;

Schnell zu Asklepios' Sohn die geflügelten Worte begann er:

Denke doch, edler Machaon, wohin sich wende die Sache!

Lauter hallt um die Schiffe der Ruf von blühenden Streitern!

Aber bleib du sitzen und trink des funkelnden Weines,

Bis dir ein warmes Bad die lockige Hekamede

Wärmt und rein die Glieder vom blutigen Staube dir badet.

Ich will indes hineilen und schnell umschaun von der Höhe.

Sprach's und nahm den gediegenen Schild des trefflichen Sohnes,

Der im Gezelt dalag dem reisigen Held Thrasymedes,

Überstrahlt von Erz; der ging mit dem Schilde des Vaters,[237]

Nahm dann die mächtige Lanze, gespitzt mit der Schärfe des Erzes,

Stellte sich außer dem Zelt und schaut' unerfreuliche Taten:

Diese dahergescheucht und jen' im Tumult sie verfolgend,

Trojas mutige Söhn'; auch gestürzt war die Mauer Achaias.

Wie wenn dunkel sich hebt das Meer mit stummem Gewoge,

Ahndend nur der sausenden Wind' herzuckende Wirbel

Kaum, doch nirgendwohin die schlagende Woge gewälzt wird,

Bis ein entscheidender Sturm sich herunterstürzt von Kronion:

Also erwog unruhig der Greis in der Tiefe des Herzens,

Zwiefach, ob er zur Schar gaultummelnder Danaer ginge,

Oder zu Atreus' Sohn, dem Hirten des Volks Agamemnon.

Dieser Gedank erschien dem Zweifelnden endlich der beste,

Hin zu Atreiden zu gehn. Dort würgten sie einer den andern

Wütend im Kampf und es krachte das starrende Erz um die Leiber

Unter dem Stoß der Schwerter und zwiefachschneidenden Lanzen.

Nestorn begegneten nun die gottbeseligten Herrscher,

Wiedergekehrt von den Schiffen, so viel das feindliche Erz traf,

Tydeus' Sohn und Odysseus und Atreus' Sohn Agamemnon,

Welchen weit vom Treffen entfernt sich reihten die Schiffe

Tief am Gestade des Meers. Denn die erstgelandeten zog man

Feldwärts auf und erhub an den Steuerenden die Mauer.

Nimmermehr ja konnte, wie breit es war, das Gestade

Alle Schiff' einschließen des Heers, und es engte die Völker;

Darum zog man gestuft sie empor und erfüllte des Ufers

Weite Bucht, die begrenzt von den Vorgebirgen umherlief.

Drum nun kamen zu schaun das Feldgeschrei und Getümmel,

Matt auf die Lanze gestützt, die Verwundeten; und von Betrübnis

Schwoll in den Busen ihr Herz. Es begegnete jetzo der graue

Nestor und macht' hinstarren das Herz der edlen Achaier.

Ihn anredend begann der herrschende Held Agamemnon:

Nestor, Neleus' Sohn, du erhabener Ruhm der Achaier,

Warum kommst du daher, das würgende Treffen verlassend?

Ach ich sorg, es vollende sein Wort der stürmende Hektor,

Wie er vordem mir gedroht im Rat der versammelten Troer:

Eher nicht von den Schiffen gen Ilios wiederzukehren,

Eh er in Glut die Schiffe verbrannt und getötet sie selber.

Also redete jener, und nun wird alles vollendet.[238]

Götter, gewiß sie alle, die hellumschienten Achaier,

Hegen mir Groll im Herzen und hassen mich gleich wie Achilleus,

Daß sie dem Kampf sich entziehn um die ragenden Steuer der Schiffe!

Ihm antwortete drauf der gerenische reisige Nestor:

Dies ward alles vollbracht und gefertiget; nimmer vermöcht auch

Selbst der Donnerer Zeus es anders wieder zu schaffen!

Denn schon sank die Mauer in Schutt, die, ganz unzerbrechlich,

Traueten wir, sich erhub uns selbst und den Schiffen zur Abwehr.

Jen' um die rüstigen Schiff', unermeßliche Kämpfe bestehn sie

Rastlos; nicht erkenntest du mehr, wie scharf du umhersähst,

Welcherseits die Achaier im tobenden Schwarme sich tummeln,

So ist vermischt das Gemord und es schallt zum Himmel der Aufruhr.

Uns nun laßt erwägen, wohin sich wende die Sache,

Wenn ja Verstand noch hilft. Nur rat ich nicht, in die Feldschlacht

Einzugehn, denn es taugt der Verwundete nimmer zu streiten.

Ihm antwortete drauf der Herrscher des Volks Agamemnon:

Nestor, dieweil schon wütet der Kampf um die ragenden Steuer

Und nichts frommte der Mauer gewaltiger Bau noch der Graben,

Was mit Müh uns Achaiern gelang und, ganz unzerbrechlich,

Traueten wir, sich erhub uns selbst und den Schiffen zur Abwehr;

So gefällt es nun wohl dem hocherhabnen Kronion,

Daß hier ruhmlos sterben von Argos fern die Achaier,

Wußt ich es doch, als Zeus huldvoll die Achaier beschirmte,

Und weiß nun, daß er jene zur Herrlichkeit seliger Götter

Auserwählt, uns aber den Mut und die Hände gefesselt.

Aber wohlan, wie ich rede das Wort, so gehorchet mir alle.

Welche Schiffe zunächst am Rande des Meers wir gestellet,

Nehmen wir all und ziehn sie hinab in die heilige Meerflut,

Hoch auf der Flut mit Ankern befestigend, bis uns herannaht

Öde Nacht, wo alsdann auch zurück sich hält vom Gefechte

Trojas Volk; drauf ziehn wir die sämtlichen Schiff' in die Wogen.

Denn nicht Tadel verdient's, der Gefahr auch bei Nacht zu entrinnen!

Besser, wer fliehend entrann der Gefahr, als wen sie ereilet!

Finster schaut' und begann der erfindungsreiche Odysseus:

Welch ein Wort, o Atreid, ist dir aus den Lippen entflohen?

Schrecklicher! Daß du vielmehr doch ein anderes feigeres Kriegsvolk

Führetest, doch nicht uns obwaltetest, welchen fürwahr Zeus[239]

Früh von der Jugend gewährte bis spät zum Alter zu dauern

Unter des Kriegs Drangsalen, bis tot auch der letzte dahinsinkt!

Also gedenkst du im Ernst, von der weitdurchwanderten Troja

Heimzufliehn, um welche des Grams so viel wir erduldet?

Schweig, damit kein andrer in Argos' Volk es vernehme,

Dieses Wort, das schwerlich ein Mann mit den Lippen nur ausspricht,

Dessen Seele gelernt, anständige Dinge zu reden,

Wenn er, geschmückt mit dem Zepter, so mächtige Völker beherrschet,

Als dir, König, daher aus Argos' Städten gefolgt sind!

Jetzo tadl ich dir gänzlich den Einfall, welchen du vorbringst!

Mitten in Schlacht und Getümmel die schöngebordeten Schiffe

Nieder ins Meer zu ziehen, ermahnest du, daß noch erwünschter

Ende der Troer Geschick, die so schon siegen an Stärke,

Und uns Tod und Verderben zerschmettere! Denn die Achaier

Halten nicht aus das Gefecht, wann ins Meer wir die Schiffe hinabziehn,

Sondern voll Angst umschauend vergessen sie alle der Streitlust!

Traun, dann wäre dein Rat uns fürchterlich, Völkergebieter!

Ihm antwortete drauf der Herrscher des Volks Agamemnon:

Tief in die Seele fürwahr, Odysseus, drang dein Verweis mir,

Schreckenvoll! Doch ich heiße ja nicht, daß wider ihr Wollen

Argos' Söhn' in das Meer die gebogenen Schiffe hinabziehn.

Komme nunmehr, wer besseren Rat zu sagen vermeinet,

Jüngling oder auch Greis, mir sei er herzlich willkommen!

Jetzo begann vor ihnen der Rufer im Streit Diomedes:

Hier ist der Mann! Was suchen wir länger ihn, höret ihr anders

Guten Rat und verschmäht ihn nicht, unwilligen Herzens,

Weil ich zwar an Geburt der jüngere bin von euch allen?

Aber ich rühme mich stolz nicht weniger edlen Geschlechtes

Tydeus' Sohn, den in Thebe gehügelte Erde bedecket!

Portheus wurden ja drei untadlige Söhne geboren,

Welche Pleuron bewohnt und Kalydons bergichte Felder:

Agrios erst, dann Melas und dann der reisige Öneus,

Tydeus' Vater, mein Ahn, berühmt vor jenen an Tugend.

Dieser weilte daselbst, doch es zog mein Vater gen Argos,

Lange verirrt; so ordnet' es Zeus und die anderen Götter.

Einer Tochter vermählt des Adrastos, wohnt' er im Hause.

Reich an Lebensgut; auch genug der Weizengefilde[240]

Hatt er und viel der Gärten, von Baum und Rebe beschattet,

Viel auch der weidenden Schaf', und an Lanzenkunde besiegt' er

Alles Volk. Doch sicher vernahmt ihr schon, wie es wahr ist.

Darum wähnet mich nicht unkriegerischen feigen Geschlechtes

Noch verachtet den Rat, den ich frei und gut euch eröffne.

Kommt, wir gehn in die Schlacht, verwundet zwar, doch genötigt!

Dort dann wollen wir zwar uns selbst enthalten des Kampfes,

Aus dem Geschoß, daß nicht uns Wund auf Wunde verletze,

Doch ermahnen wir andre zur Tapferkeit, welche zuvor schon,

Ihrem Mut willfahrend, zurückflohn, müde des Kampfes.

Jener sprach's, da hörten sie aufmerksam und gehorchten.

Eilend folgten sie jetzt dem Herrscher des Volks Agamemnon.

Aber nicht achtlos lauschte der Erderschüttrer Poseidon,

Sondern er trat zu ihnen, ein alternder Krieger von Ansehn,

Faßte die rechte Hand dem Herrscher des Volks Agamemnon,

Redete drauf zu jenem und sprach die geflügelten Worte:

Atreus' Sohn, nun schlägt des Achilleus grausames Herz wohl

Hoch vor Freud in der Brust, das Gewürg und die Flucht der Achaier

Anzuschaun; denn ihm fehlt auch die mindeste gute Besinnung.

Laß ihn seinem Verderben, ein Himmlischer zeichne mit Schand ihn!

Noch sind dir nicht ganz die seligen Götter gehässig,

Sondern gewiß der Troer erhabene Fürsten und Pfleger

Füllen noch weit das Gefilde mit Staub und du siehest noch einmal

Heim sie entfliehn in die Stadt, von den Schiffen hinweg und Gezelten.

Sprach's, und mit lautem Geschrei durchwandelt' er schnell das Gefilde.

Wie wenn zugleich neuntausend daherschrein, ja zehntausend

Rüstige Männer im Streit, zu schrecklichem Kampf sich begegnend,

Solche Stimm enthallte des erderschütternden Königs

Starker Brust in das Heer und rüstete jeglichen Mannes

Busen mit Kraft, rastlos im Streite zu stehn und zu kämpfen.

Here stand nun schauend, die goldenthronende Göttin,

Hoch vom Gipfel herab des Olympos; und sie erkannte

Schnell den Schaltenden dort in der männerehrenden Feldschlacht,

Ihren leiblichen Bruder und Schwager, freudigen Herzens.

Ihn alsdann auf der Höhe des quellenströmenden Ida

Sahe sie sitzen, den Zeus, und zürnt' ihm tief in der Seele.

Jetzo sann sie umher, die hoheitblickende Here,[241]

Wie sie täuschte den Sinn des ägiserschütternden Gottes.

Dieser Gedank erschien der Zweifelnden endlich der beste:

Hinzugehn auf Ida, geschmückt mit lieblichem Schmucke,

Ob er vielleicht begehrte, von Lieb entbrannt zu umarmen

Ihren Reiz und sie ihm einschläfernde sanfte Betäubung

Gießen möcht auf die Augen und seine waltende Seele.

Und sie enteilt' ins Gemach, das ihr Sohn, der kluge Hephästos,

Ihr gebaut und die künstliche Pfort an die Pfosten gefüget

Mit verborgenem Schloß, das kein anderer Gott noch geöffnet.

Dort ging jene hinein und verschloß die glänzenden Flügel.

Jetzt entwusch sie zuerst mit Ambrosia jede Befleckung

Ihrem reizenden Wuchs und salbt' ihn mit lauterem Öle,

Fein und ambrosischer Kraft, von würzigem Dufte durchbalsamt,

Welches auch, kaum nur bewegt im ehernen Hause Kronions,

Erde sogleich und Himmel mit Wohlgerüchen umhauchte.

Hiermit salbte sie rings die schöne Gestalt, auch das Haupthaar

Kämmt' und ordnete sie und ringelte glänzende Locken,

Schön und ambrosiaduftend, herab von der göttlichen Scheitel;

Hüllte sich drauf ins Gewand, das ambrosische, so ihr Athene

Zart und künstlich gewirkt und reich an Wundergebilde;

Dann mit goldenen Spangen verband sie es über dem Busen;

Schlang dann umher den Gürtel, mit hundert Quästen umbordet.

Jetzo fügte sie auch die schönen Gehäng' in die Ohren,

Dreigestirnt, hellspielend; und Anmut leuchtete ringsum.

Auch ein Schleier umhüllte das Haupt der erhabenen Göttin,

Lieblich und neu vollendet; er schimmerte hell wie die Sonne.

Unter die glänzenden Füß' auch band sie sich stattliche Sohlen.

Als sie nunmehr vollkommen den Schmuck der Glieder geordnet,

Eilte sie aus dem Gemach und rief hervor Aphrodite,

Von den anderen Göttern entfernt; dann freundlich begann sie:

Möchtest du jetzt mir gehorchen, mein Töchterchen, was ich begehre,

Oder vielleicht es versagen, mir darum zürnend im Herzen,

Weil ich selbst die Achaier und du die Troer beschützest?

Ihr antwortete drauf die Tochter Zeus' Aphrodite:

Here, gefeierte Göttin, erzeugt vom gewaltigen Kronos,

Rede, was du verlangst, mein Herz gebeut mir Gewährung,

Kann ich es nur gewähren und ist es selber gewährbar.[242]

Listenreich antwortete drauf die Herrscherin Here:

Gib mir den Zauber der Lieb und Sehnsucht, welcher dir alle

Herzen der Götter bezähmt und sterblicher Erdebewohner.

Denn ich geh an die Grenzen der nahrungsprossenden Erde,

Daß ich den Vater Okeanos schau und Tethys, die Mutter,

Welche beid im Palaste mich wohl gepflegt und erzogen,

Ihnen von Rheia gebracht, da der waltende Zeus den Kronos

Unter die Erde verstieß und die Flut des verödeten Meeres.

Diese geh ich zu schaun und den heftigen Zwist zu vergleichen.

Denn schon lange Zeit vermeiden sie einer des andern

Hochzeitbett und Umarmung, getrennt durch bittere Feindschaft.

Könnt ich jenen das Herz durch freundliche Worte bewegen,

Wieder zu nahn dem Lager, gesellt zu Lieb und Umarmung,

Stets dann würd ich die teure, geehrteste Freundin genennet.

Ihr antwortete drauf die hold anlächelnde Kypris:

Nie wär's recht noch geziemt' es, dir jenes Wort zu verweigern,

Denn du ruhst in den Armen des hocherhabenen Kronion.

Sprach's und löste vom Busen den wunderköstlichen Gürtel,

Buntgestickt; dort waren des Zaubers Reize versammelt.

Dort war schmachtende Lieb und Sehnsucht, dort das Getändel

Und die schmeichelnde Bitte, die selbst den Weisen betöret.

Den nun reichte sie jener und redete, also beginnend:

Da, verbirg in dem Busen den bunt durchschimmerten Gürtel,

Wo ich des Zaubers Reize versammelte. Wahrlich du kehrst nicht

Sonder Erfolg von dannen, was dir dein Herz auch begehret.

Sprach's, da lächelte sanft die hoheitblickende Here.

Lächelnd drauf verbarg sie den Zaubergürtel im Busen;

Jene nun ging in den Saal, die Tochter Zeus' Aphrodite.

Here voll Ungestüms entschwang sich den Höhn des Olympos,

Trat auf Pieria dann und Emathiens liebliche Felder,

Stürmete dann zu den schneeigen Höhn gaultummelnder Thraker

Über die äußersten Gipfel und nie die Erde berührend;

Schwebete dann vom Athos herab auf die Wogen des Meeres;

Lemnos erreichte sie dann, die Stadt des göttlichen Thoas.

Dort nun fand sie den Schlaf, den leiblichen Bruder des Todes,

Faßt' ihm freundlich die Hand und redete, also beginnend:

Mächtiger Schlaf, der Menschen und ewigen Götter Beherrscher,[243]

Wenn du je mir ein Wort vollendetest, o so gehorch auch

Jetzo mir; ich werde dir Dank es wissen auf immer.

Schnell die leuchtenden Augen Kronions unter den Wimpern

Schläfre mir ein, nachdem uns gesellt hat Lieb und Umarmung.

Deiner harrt ein Geschenk, ein schöner, unalternder Sessel,

Strahlend von Gold; ihn soll mein hinkender Sohn Hephästos

Dir bereiten mit Kunst, und ein Schemel sei unter den Füßen,

Daß du behaglich am Mahl die glänzenden Füße dir ausruhst.

Und der erquickende Schlaf antwortete, solches erwidernd:

Here, gefeierte Göttin, erzeugt vom gewaltigen Kronos,

Jeden anderen leicht der ewigwährenden Götter

Schläfert' ich ein, ja selbst des Okeanos wallende Fluten,

Jenes Stroms, der allen Geburt verliehn und Erzeugung.

Nur nicht Zeus Kronion, dem Donnerer, wag ich zu nahen

Oder ihn einzuschläfern, wo nicht er selbst es gebietet.

Einst schon witzigten mich, o Königin, deine Befehle,

Jenes Tags, da Zeus' hochherziger Sohn Herakles

Heim von Ilios fuhr, die Stadt in Trümmern verlassend.

Denn ich betäubte den Sinn des ägiserschütternden Gottes,

Sanft umhergeschmiegt; du aber ersannst ihm ein Unheil,

Über das Meer aufstürmend die Wut lautbrausender Winde,

Und verschlugst ihn darauf in Kos' bevölkertes Eiland,

Weit von den Freunden entfernt. Allein der Erwachende zürnte,

Schleudernd umher die Götter im Saal; mich aber vor allen

Sucht' er und hätt austilgend vom Äther ins Meer mich gestürzet;

Nur die Nacht, die Bändigerin der Götter und Menschen,

Nahm mich Fliehenden auf. Da ruhete, wie er auch tobte,

Zeus und scheuete sich, die schnelle Nacht zu betrüben.

Und nun treibst du mich wieder, ein heillos Werk zu beginnen!

Ihm antwortete drauf die hoheitblickende Here:

Schlaf, warum doch solches in deiner Seele gedenkst du?

Meinst du vielleicht, die Troer verteidige so der Kronide,

Wie um Herakles vor Zorn, um seinen Sohn, er entbrannt war?

Aber komm, ich will auch der jüngeren Grazien eine

Dir zu umarmen verleihn, daß dir sie Ehegenossin

Heiße, Pasithea selbst, nach welcher du stets dich gesehnet.

Jene sprach's und der Schlaf antwortete freudigen Herzens:[244]

Nun wohlan, beschwör es bei Styx' wehdrohenden Wassern,

Rührend mit einer Hand die nahrungsprossende Erde

Und mit der andern das schimmernde Meer, daß alle sie uns nun

Zeugen sei'n, die um Kronos versammelten unteren Götter:

Ganz gewiß mir verleihn der jüngeren Grazien eine

Willst du, Pasithea selbst, nach welcher ich stets mich gesehnet.

Sprach's, und willig gehorchte die lilienarmige Here,

Schwur, wie jener begehrt, und rief mit Namen die Götter

All im Tartaros unten, die man Titanen benennet.

Aber nachdem sie gelobt und ausgesprochen den Eidschwur,

Eilten sie, Lemnos' Stadt und Imbros' beide verlassend,

Eingehüllt in Nebel, mit leicht hinschwebenden Füßen.

Ida erreichten sie nun, den quelligen Nährer des Wildes,

Lekton, wo erst dem Meer sie entschwebeten; dann auf der Feste

Wandelten beid, es erbebten vom Gang die Wipfel des Waldes.

Dort nun weilte der Schlaf, bevor Zeus' Augen ihn sahen,

Hoch auf die Tanne gesetzt, die erhabene, welche des Idas

Höchste nunmehr durch trübes Gedüft zum Äther emporstieg;

Dort saß jener, umhüllt von stachelvollem Gezweige,

Gleich dem tönenden Vogel, der nachts die Gebirge durchflattert,

Chalkis genannt von Göttern und Nachtrab unter den Menschen.

Here mit hurtigem Schritt erstieg des Gargaros Gipfel,

Idas Höh, und sie sahe der Herrscher im Donnergewölk Zeus.

Sowie er sah, so umhüllt' Inbrunst sein waltendes Herz ihm,

Jener gleich, da zuerst sich beide gesellt zur Umarmung,

Nahend dem bräutlichen Lager, geheim vor den liebenden Eltern.

Und er trat ihr entgegen und redete, also beginnend:

Here, wohin verlangst du, da hier vom Olympos du herkommst?

Auch nicht hast du die Ross' und ein schnelles Geschirr zu besteigen.

Listenreich antwortete drauf die Herrscherin Here:

Zeus, ich geh an die Grenzen der nahrungsprossenden Erde,

Daß ich den Vater Okeanos schau und Tethys, die Mutter,

Welche beid im Palaste mich wohl gepflegt und erzogen;

Diese geh ich zu schaun und den heftigen Zwist zu vergleichen.

Denn schon lange Zeit vermeiden sie einer des andern

Hochzeitbett und Umarmung, getrennt durch bittere Feindschaft.

Aber die Ross', am untersten Fuß des quelligen Ida[245]

Stehen sie, mich zu tragen durch festes Land und Gewässer.

Deinethalb nun bin ich hieher vom Olympos gekommen,

Daß nicht etwa dein Herz mir eiferte, wandelt' ich heimlich

Zu des Okeanos Burg, des tiefhinströmenden Herrschers.

Ihr antwortete drauf der Herrscher im Donnergewölk Zeus:

Here, dorthin magst du nachher auch enden die Reise.

Komm, wir wollen in Lieb uns vereinigen, sanft gelagert.

Denn so sehr hat keine der Göttinnen oder der Weiber

Je mein Herz im Busen mit mächtiger Glut mir bewältigt,

Weder, als ich entflammt von Ixions Ehegenossin

Einst den Peirithoos zeugt', an Rat den Unsterblichen ähnlich;

Noch da ich Danae liebt', Akrisios' reizende Tochter,

Welche den Perseus gebar, den herrlichsten Kämpfer der Vorzeit;

Noch auch Phönix' Tochter, des ferngepriesenen Königs,

Welche mir Minos gebar und den göttlichen Held Rhadamanthys;

Noch da ich Semele liebt', auch nicht Alkmene von Thebe,

Welche mir Mutter ward des hochgesinnten Herakles

(Jene gebar die Freude des Menschengeschlechts Dionysos);

Noch da ich einst die erhabne, die schöngelockte Demeter

Oder die herrliche Leto umarmete oder dich selber,

Als ich anjetzt dir glühe, durchbebt von süßem Verlangen!

Listenreich antwortete drauf die Herrscherin Here:

Welch ein Wort, Kronion, du Schrecklicher, hast du geredet!

Wenn du jetzt in Liebe gesellt zu ruhen begehrest

Oben auf Idas Höhn, wo umher frei alles erscheinet:

O wie wär's, wenn uns einer der ewigwährenden Götter

Beid im Schlummer erblickt' und den Himmlischen allen es eilend

Meldete? Traun, nie kehrt' ich hinfort zu deinem Palaste,

Aufgestanden vom Lager, denn unanständig ja wär es!

Aber wofern du willst und deiner Seel es genehm ist,

Hast du ja ein Gemach, das dein Sohn, der kluge Hephästos,

Dir gebaut und die künstliche Pfort an die Pfosten gefüget:

Dorthin gehn wir zu ruhn, gefällt dir jetzo das Lager.

Ihr antwortete drauf der Herrscher im Donnergewölk Zeus:

Here, weder ein Gott, vertraue mir, weder ein Mensch auch

Wird uns schaun, denn ein solches Gewölk umhüllt' ich dir ringsum,

Strahlend von Gold, nie würd uns hindurchspähn Helios selber,[246]

Der doch scharf vor allen mit strahlenden Augen umherblickt.

Also Zeus und umarmte voll Inbrunst seine Gemahlin.

Unten nun sproß die heilige Erd aufgrünende Kräuter,

Lotos mit tauiger Blum und Krokos samt Hyakinthos,

Dichtgedrängt und weich, die empor vom Boden sie trugen;

Hierauf ruheten beid und hüllten sich rings ein Gewölk um,

Schön und strahlend von Gold, und es taueten glänzende Tropfen.

Also schlummerte dort auf Gargaros' Höhe der Vater,

Sanft von Schlaf bezwungen und Lieb, und umarmte die Gattin.

Eilend lief der erquickende Schlaf zu den Schiffen Achaias,

Botschaft anzusagen dem Erderschüttrer Poseidon;

Nahe trat er hinan und sprach die geflügelten Worte:

Jetzo mit Ernst, Poseidon, den Danaern Hilfe gewähret!

Ihnen verleih itzt Ruhm, zum wenigsten, weil noch Kronion

Schläft; ich selber umhüllt' ihn mit sanft betäubendem Schlummer,

Als ihn Here betört zu holder Lieb und Umarmung.

Dieses gesagt, entflog er zu rühmlichen Menschengeschlechtern,

Doch ihn reizt' er noch mehr, dem Danaervolke zu helfen.

Schnell in das Vordergetümmel voraus sich stürzend ermahnt' er:

Argos' Söhn', auch jetzo vergönnen wir Sieg dem Hektor,

Priamos' Sohn, daß er nehme die Schiff' und Ruhm sich gewinne?

Aber er wähnt zwar also und frohlockt, weil noch Achilleus

Bei den geräumigen Schiffen verweilt mit zürnendem Herzen.

Dennoch vermissen wir sein nicht sonderlich, wenn nur wir andern

Mutiger angestrengt uns verteidigen untereinander!

Aber wohlan, wie ich rede das Wort, so gehorchet mir alle.

Jetzt die gewaltigsten Schild' und größesten unseres Heeres

Angelegt und die Häupter in weithinstrahlende Helme

Eingehüllt, in den Händen die mächtigsten Lanzen bewegend,

Wollen wir gehn, ich selber voran, und schwerlich besteht uns

Hektor, Priamos' Sohn, wie ungestüm er daherstrebt!

Ist wo ein streitbarer Mann, der mit kleinerem Schilde sich decket,

Reich er dem schwächeren Krieger ihn dar und nehme den größern!

Jener sprach's, da hörten sie aufmerksam und gehorchten.

Ringsum ordneten diese die Könige selbst, auch verwundet,

Tydeus' Sohn und Odysseus und Atreus' Sohn Agamemnon,

Gingen umher und vertauschten die kriegrischen Waffen der Männer;[247]

Starke bekam der Starke, dem Schwächeren gaben sie schwache.

Aber nachdem sie den Leib mit blendendem Erz sich umhüllet,

Drangen sie vor, sie führte der Erderschüttrer Poseidon,

Tragend ein Schwert, entsetzlich und lang, in der nervichten Rechten,

Gleich dem flammenden Blitz, dem niemand wagt zu begegnen

In der vertilgenden Schlacht; auch die Furcht schon hemmet die Krieger.

Trojas Söhn' auch stellte der strahlende Hektor in Ordnung.

Siehe, mit schrecklicher Wut nun strengten den Kampf der Entscheidung

Der schwarzlockige Herrscher des Meers und der strahlende Hektor,

Dieser dem Troervolk und der den Danaern helfend.

Hoch aufwogte das Meer an der Danaer Schiff' und Gezelte

Brandend empor, und sie rannten mit lautem Geschrei aneinander.

Nicht so donnert die Woge mit Ungestüm an den Felsstrand,

Aufgestürmt aus dem Meer vom gewaltigen Hauche des Nordwinds;

Nicht so prasselt das Feuer heran mit sausenden Flammen

Durch ein gekrümmt Bergtal, wann den Forst zu verbrennen es auffuhr;

Nicht der Orkan durchbrauset die hochgewipfelten Eichen

So voll Wut, wann am meisten mit großem Getös er dahertobt,

Als dort laut der Troer und Danaer Stimmen erschollen,

Da sie mit grausem Geschrei anwüteten gegeneinander.

Jetzo zielt' auf Ajas zuerst der strahlende Hektor,

Als er sich gegen ihn wandt, und nicht verfehlt' ihn die Lanze.

Dort, wo ihm zween Riemen sich breiteten über den Busen,

Dieser vom Schild und jener des silbergebuckelten Schwertes,

Traf er, doch beide beschirmten den Leib. Da zürnete Hektor,

Daß sein schnelles Geschoß umsonst aus der Hand ihm entflohn war,

Und in der Freunde Gedräng entzog er sich, meidend das Schicksal.

Aber den Weichenden traf der Telamonier Ajas

Schnell mit dem Stein; denn viele, die räumigen Schiffe zu stützen,

Lagen gewälzt vor den Füßen der Kämpfenden. Den nun erhebend,

Warf er über dem Schilde die Brust ihm, nahe dem Halse;

Jenen schwang wie den Kreisel der Wurf, und er taumelte ringsum.

So wie vor Zeus' hochschmetterndem Schlag hinstürzet die Eiche,

Wurzellos, und entsetzlich der Dampf des brennenden Schwefels

Ihr entsteigt (mutlos und betäubt steht, welcher es anschaut

Nahe dem Ort; denn furchtbar ist Zeus des Allmächtigen Donner):[248]

Also stürzt' in den Staub die Gewalt des göttlichen Hektor.

Schnell entsank die Lanze der Hand, es folgte der Schild nach,

Auch der Helm, ihn umklirrte das Erz der prangenden Rüstung.

Laut vor Freud aufjauchzend bestürmten ihn Männer Achaias,

Hoffend ihn wegzuziehn, und schleuderten häufige Speere

Gegen ihn; dennoch traf den Völkerhirten nicht einer,

Weder mit Stoß noch Wurf, denn die Tapfersten nahten umwandelnd.

Held Äneias, Polydamas auch und der edle Agenor,

Auch Sarpedon, der Lykier Fürst, und der treffliche Glaukos;

Auch der anderen keiner versäumt' ihn, sondern sie hielten

Wohlgeründete Schild' ihm zur Abwehr. Doch ihn erhebend

Trugen die Freund' auf den Armen aus Kriegsarbeit zu den Rossen,

Welche geflügelten Hufs ihm hinter dem Kampf und Gefechte

Standen, gehemmt vom Lenker am kunstreich prangenden Wagen;

Diese trugen zur Stadt den schwer aufstöhnenden Krieger.

Als sie nunmehr an die Furt des schönhinwallenden Xanthos

Kamen, des wirbelnden Stroms, den Zeus der Unsterbliche zeugte,

Legten sie dort vom Geschirr zur Erd ihn, sprengten dann Wasser

Über ihn her; bald atmet' er auf und blickte gen Himmel.

Hingekniet dann saß er und spie schwarzschäumendes Blut aus;

Aber zurück nun sank er zur Erd hin, und es umhüllte

Finstere Nacht ihm die Augen; denn noch betäubte der Wurf ihn.

Argos' Söhn', als jetzo sie Hektor sahen hinweggehn,

Drangen gestärkt in der Troer Gewühl und entbrannten vor Streitlust.

Siehe, zuerst traf Ajas, der rasche Sohn des Oileus,

Satnios, ungestüm mit spitziger Lanz ihn ereilend,

Enops' Sohn (ihn gebar dem rinderweidenden Enops

Eine schöne Najad an Satniois' grünenden Ufern);

Diesen traf anrennend der streitbare Sohn des Oileus

Durch die Weiche des Bauchs, daß er taumelte, und ihn umdrängten

Troer zugleich und Achaier, gemischt zu grauser Entscheidung.

Aber der Lanzenschwinger Polydamas kam ihm ein Rächer,

Panthoos' Sohn, und schoß Prothoenor rechts in die Schulter,

Areilykos' Sohn, daß hindurch der stürmende Wurfspieß

Fuhr, und er sank in den Staub, mit der Hand den Boden ergreifend.

Hoch frohlockte darob Polydamas, laut ausrufend:

Nicht ist jetzt, wie ich meine, dem mutigen Panthoiden[249]

Aus der gewaltigen Hand umsonst entsprungen der Wurfspieß,

Sondern der Danaer einer empfing ihn im Leib, und vermutlich

Wird er, gestützt auf den Stab, in Aides' Wohnung hinabgehn!

Jener sprach's, und es schmerzte der jauchzende Ruf die Achaier.

Aber dem Ajas schwoll sein mutiges Herz vor Betrübnis,

Ihm, des Telamons Sohn, dem zunächst hinsank Prothoenor.

Schnell dem Weichenden nach entsandt er die blinkende Lanze.

Zwar Polydamas selber vermied das schwarze Verhängnis,

Schnell zur Seite gewandt, doch Archilochos, Sohn des Antenor,

Fing es auf, ihn weihte der Götter Rat dem Verderben.

Diesem flog das Geschoß, wo Haupt und Nacken sich füget,

Oben am Wirbel hinein und durchschnitt ihm beide die Sehnen,

Daß ihm eher das Haupt und Mund und Nas auf die Erd hin

Taumelten, ehe hinab die Knie und Schenkel ihm sanken.

Laut rief Ajas nunmehr zu Panthoos' trefflichem Sohne:

Sinne, Polydamas, nach und sage mir lautere Wahrheit!

War nicht dieser ein Mann, Prothoenors wegen zu fallen,

Würdig genug? Kein Niedrer erscheint er mir oder von Niedern,

Sondern ein leiblicher Bruder des Rossezähmers Antenor

Oder ein Sohn; ihm muß an Geschlecht er nahe verwandt sein.

Sprach's, ihn wohl erkennend; doch Schmerz erfüllte die Troer.

Akamas stieß mit dem Speer itzt Promachos hin, den Böoten,

Treu den Bruder umwandelnd, da er an den Füßen ihn wegzog.

Hoch frohlockte darob Held Akamas, laut ausrufend:

Argos' Volk, Pfeilkühne, der Drohungen ganz unersättlich,

Nicht wird wahrlich allein Mühseligkeit stets und Betrübnis

Uns zuteil, euch selber ist so zu fallen geordnet!

Schaut, wie Promachos euch, von meiner Lanze gebändigt,

Ruhig schläft, daß nicht des Bruders schuldige Rache

Lang euch bleib unbezahlt! So wünscht auch ein anderer Mann wohl

Einen Freund im Hause, des Streits Abwehrer, zu lassen!

Jener sprach's, und es schmerzte der jauchzende Ruf die Achaier.

Aber Peneleos schwoll sein mutiges Herz vor Betrübnis.

Wild auf Akamas sprang er, doch nicht zu bestehen vermochte

Jener des Königes Sturm, und Ilioneus streckt' er danieder,

Phorbas' Sohn, des herdebegüterten, welchen Hermeias

Hoch im Volk der Troer geliebt und mit Habe gesegnet;[250]

Doch ihm hatte sein Weib den Ilioneus einzig geboren.

Unter der Brau ihm stach er die unterste Wurzel des Auges,

Daß ihm der Stern ausfloß und der Speer, durchs Auge gebohret,

Hinten den Schädel zerbrach; und er saß ausbreitend die Hände

Beide. Peneleos drauf, das geschliffene Schwert sich entreißend,

Schwang es grad auf den Nacken und schmetterte nieder zur Erde

Samt dem Helme das Haupt, noch war die gewaltige Lanze

Ihm durchs Auge gebohrt; dann hub er es, ähnlich dem Mohnhaupt,

Zeigt' es dem Troervolk und sprach mit jauchzender Stimme:

Meldet mir dies, ihr Troer, Ilioneus' Vater und Mutter,

Daß sie den glänzenden Sohn daheim im Palaste betrauern!

Denn auch nicht des Promachos Weib, des Sohns Alegenors,

Heißt den trauten Gemahl willkommen hinfort, wann aus Troja

Heim wir kehren in Schiffen, wir blühenden Männer Achaias!

Jener sprach's, und rings nun faßte sie bleiches Entsetzen,

Jeglicher schaut' umher, zu entfliehn dem grausen Verderben.

Sagt mir anitzt, ihr Musen, olympische Höhen bewohnend,

Wer der Achaier zuerst des Erschlagenen blutige Rüstung

Raubte, nachdem gewendet die Schlacht der gewaltige Meergott.

Ajas, Telamons Sohn, stieß erst den Hyrtios nieder,

Gyrtias' Sohn, den Ordner der trotzigen Myserscharen;

Drauf Antilochos nahm des Mermeros Wehr und des Phalkes;

Aber Meriones warf den Hippotion nieder und Morys;

Teukros darauf entraffte den Prothoon und Periphetes;

Atreus' Sohn auch stach dem Hirten des Volks Hyperenor

Tief in die Weiche des Bauchs, und die Eingeweide durchdrang ihm

Schneidend das Erz, daß die Seel aus der klaffenden Todeswunde

Schleunig entfloh und die Augen ihm nächtliches Dunkel umhüllte.

Doch schlug Ajas die meisten, der rasche Sohn des Oileus;

Denn ihm gleich war keiner, im fliegenden Lauf zu verfolgen

Zitternder Männer Gewühl, sobald Zeus Schrecken erregte.

Quelle:
Homer: Ilias / Odyssee. München 1976, S. 237-251.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Ilias
Ilias
Ilias · Odyssee
Ilias
Ilias (insel taschenbuch)
Ilias (Fischer Klassik)

Buchempfehlung

Aristophanes

Die Wolken. (Nephelai)

Die Wolken. (Nephelai)

Aristophanes hielt die Wolken für sein gelungenstes Werk und war entsprechend enttäuscht als sie bei den Dionysien des Jahres 423 v. Chr. nur den dritten Platz belegten. Ein Spottstück auf das damals neumodische, vermeintliche Wissen derer, die »die schlechtere Sache zur besseren« machen.

68 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier III. Neun weitere Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier III. Neun weitere Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.

444 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon