Dritter Auftritt.

[11] Herr Delomer. Horfmann.


DELOMER. Wie ist's, Horfmann? Alles in Ordnung?

HORFMANN. Alles.

DELOMER. Aber hier sind nur vier Lehnstühle; fünf Lehnstühle habe ich ja befohlen.

HORFMANN. Ich will gleich –

DELOMER. Einer für Graf und Gräfin dort rechts, einer in die Mitte für mich.

HORFMANN. Excellenz Graf und Gräfin rechts; der gnädige Herr in der Mitte; die junge Herrschaft links – sehr wohl! Geht.

DELOMER. Horfmann!

HORFMANN kommt. Euer Gnaden!

DELOMER. Die Musik dort in das Nebenzimmer –

HORFMANN. Nicht im Park?

DELOMER. Nein, nicht im Park.

HORFMANN. Und der Kantor mit den Kindern?

DELOMER. Alle in das Nebenzimmer! Die Gerichtspersonen kann man erinnern, daß sie meinem Schwiegersohn die Hand küssen.[12]

HORFMANN. Beyleibe – den Rock!

DELOMER. Pfui! – Ach! sie mögen ihm – auch nur die Hand geben. Er wird mehr ihr Freund seyn, als ihr Herr.

HORFMANN. Das thut mein Lebtage kein gut, gnädiger Herr! Wenn die Unterthanen die Hand haben, und respektive Freunde sind, nehmen sie den ganzen Mann und partagiren die ganze Herrschaft. Darum submittire ich gehorsamst, daß sie, als Leibeigene, ihren gemeinen Mund nur an den Rock bringen dürfen.

DELOMER. Horfmann, das ist gemein gedacht.

HORFMANN submiß. Ich verstehe.

DELOMER. Und wenn ich Ihm ein Zeichen gebe, geht die Musik an.

HORFMANN. Wie soll das Zeichen gestaltet seyn? Ich bin gern pünktlich.

DELOMER. Ich werde Ihm mit dem Kopfe zunicken.

HORFMANN. Sehr wohl. Und die Speisetische?

DELOMER. Bleiben im Park.

HORFMANN. Also am Tempel geht nichts vor?

DELOMER. Da werden wir in der Stille ein herzliches Wort reden.

HORFMANN. Und niemand darf hinkommen?[13]

DELOMER. Niemand.

HORFMANN. Aber die Leute aus dem Dorfe haben sich so gefreut –

DELOMER. Sie können gehen, wo sie wollen; nur am Tempel soll niemand seyn, wenn wir dort sind. Wenn Er einen Kourier hört –

HORFMANN. Das ist alles bestellt; so wie er sich blicken läßt, wird er mir gemeldet –

DELOMER. Und Er ruft mich gleich, und –

HORFMANN. Ganz verstohlen. Gott! Euer Gnaden! ich bin ja der Mann, der alles begreift. Malén Dieselben einen Punkt auf ein leeres Blatt Papier, so rathe ich den Buchstaben, der darunter gehört. Geht ab.

DELOMER. Nun denn! So bin ich denn jetzt dicht am Ziel meiner Wünsche. Meine Kinder, die wackern Seelen, die des Guten so viel verdienen – werden zu Glück und Ehre erhoben. Zu einer Zeit, wo so mancher alles verliert, – gewinnen sie, was sie nie hoffen durften. Braver Dominique! ich kann deine Treue dir vergelten. An deinem Geburtstage kann ich dir sagen: – Du hast mein Glück neu geschaffen; nimm aus der Hand deines Vaters den Lohn dafür!


Quelle:
August Wilhelm Iffland: Das Erbtheil des Vaters. Leipzig 1802, S. 11-14.
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